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Ich glaube Stardenver meint etwas anderes. Er und ich dürften so +/. den gleichen Jahrgang haben.
Und in den Jahren 2007/2008 und 2009 gab es wirklich eine gefühlte Ubuntu Aufbruchstimmung.
Wirklich jede Computerzeitschrift (ja die gab es damals noch in Massen) hat über Ubuntu berichtet. Anleitungen gedruckt wie man Ubuntu nutzt und installiert. Und teilweise sogar auf CDs mitgeliefert (ja damals passte eine ISO noch auf eine 700MB CD).
Es war wirklich der Aufbruch im Sinne von "Linux für alle" statt für ein paar Nerds. Und du hattest halt auch eine schöne Geschichte dazu - der Grosszügige Multi-Milliardär der selbstlos eine Distribution bastelt und sie für alle nutzbar macht.
Man brauchte kein IT Studium mehr um Linux zum laufen zu bekommen, CD rein booten man konnte direkt testen ob Hardware erkannt wird und mit einem Klick auf installieren und 5xmal auf Weiter klicken hast du ein volles funktionsfähiges Linux.
Theoretisch konnte das sogar die Oma, du musstest nicht wissen was Partitionen, Dateisysteme, Swap oder sonst was ist. War eine besondere Zeit und Ubuntu war "gefühlt" überall. Sehr ähnlich auch mit Firefox - wo am Schluss ganz normale Nachrichtenseiten plötzlich über Linux (Ubuntu) und oder Firefox berichtet haben.
Das hat sich natürlich verändert. Einerseits ist die Aufbruchstimmung weg, das liegt nicht mal zwingend an Ubuntu sondern halt mehr am veränderten Umfeld.
Früher zu der Zeit die ich beschrieben habe wurde es normal, dass sowohl in den Klassenzimmer wie aber auch privat bei den Kinder/Jugendlichen zuhause der Computer ins "Kinderzimmer" eingezogen ist.
Ich habe Stunden (!!) vor MSN und ICQ verbracht (das damalige WhatsApp) und mit meinen Freunden geschrieben.
Diese Zeit ist heute vorbei. Meine 18 Jährige Cousine hatte nie einen Computer und will auch keinen. Sie hat wohl seit sie 12 oder so ist ein Smartphone und seit sie 17 ist ein Tablet.
Sofern sie beruflich nie gross was mit IT machen wird (was ich stark bezweifle) werden das wohl auch ihre Geräte bleiben. Und dort spielt "Linux" (ich weiss das Android Linux ist) nicht so eine Rolle.
Du findest keine normalen Nachrichtenseiten die dir erklären wie du auf deinem iPhone oder Samsung S22 ein alternatives Betriebssystem installierts.
Und du findest auch keinen Multi-Milliardär dein ein alternatives Samsung S22 Linux baut das man erst mal live testen kann, etc die Zeit hat sich eben verändert.
Fairerweise muss man sagen auch Ubuntu hat sich verändert. Das ursprüngliche Ziel war es mit Ubuntu ein sich selbst-tragendes Desktopbetriebssystem zu bauen.
Ubuntu One (der Login heisst heute noch so) war ursprünglich als Dropbox ähnliche Cloud gestartet, die direkt in Ubuntu eingebaut war und man konnte mehr Speicherplatzkaufen.
Es gab eine Ubuntu One Rhythmbox Integration wo man Musik legal kaufen konnte - ähnlich wie dem iTunes Store allerdings bei Ubuntu ohne DRM.
Es gab die Idee mit der Amazon Integration, etc.
Leider wurden alle diese Ideen von der (ich wiederhole mich hier) furchtbar konservativen, rückwärtsgewandten, stehen gebliebenen, ewiggestrigen, ... Linux Community nicht nur abgelehnt sondern wirklich bekämpft.
Es darf in der Welt der Welt der Hardcore-Linuxer einfach nichts kommerzielles geben.
Canonical hatte von dem Spiel irgendwann genug, und dachten dann halt Fuck Off und haben Ubuntu zu dem umgeformt was es heute ist. Ein grossartiges Server- und IoT System. Und ist damit in Konkurrenz mit Red Hat und Suse getreten, weil man im Enterprise Sektor eben Geld verdienen kann.
Der Ubuntu Desktop wurde daher zunehmend zu einem Nebenprodukt und ist es heute noch.
Ändert aber nichts daran, dass es weiterhin eine grossartige Distribution ist. Es gibt immer noch Live ISO, die Hardware Erkennung ist immer noch sehr gut.
Und im Grunde gibt es neben Ubuntu nur Debian mit so eine grossen und vielfältigen Paketauswahl in den Paketquellen. Debian würde ich aber meine Oma nicht zum installieren geben die würde da durchdrehen.