Gabe Newell (GabeN) hat mit Proton Linux im Gaming-Sektor (fast) salonfähig gemacht. Dabei ist Proton eigentlich nichts Neues. Es handelt sich im Grunde um einen Fork (Abzweigung) von Wine. Das wiederum ist ein Translation-Layer, der Linux sagt, wie er Windows-DLLs interpretieren soll.
Der Unterschied zu Wine ist "Money"! Valve steckt Geld in die Entwicklung dieses Forks und gibt natürlich auch Code an Wine zurück. Klares "Win-Win". Im Übrigen gibt es auch eine Bezahlversion von Wine, die verspricht, dass auch MS-Office damit läuft. Die Jungs von Codeweavers gibt es auch schon ewig... meine Geldbörse meldet mir aber seit Jahrzehnten regelmäßig zurück, dass kostenlose Software besser für mein Nervenkostüm ist... 484 € für lebenslange Nutzung oder 74 € im Jahr sind eine Ansage. Wer Wine unterstützen will, kann das natürlich investieren, denn das Geld, das ihr an Codeweavers sendet, kommt dem Wine-Projekt nämlich zugute.
... Schon wieder abgeschweift ....
... Ach so, Proton!
Proton ist optimiert fürs Zocken und es wird mit jeder Version besser. Ich besitze im Übrigen auch Spiele, die man nativ auf Linux zocken kann, muss aber sagen, dass ich oft auf kleinere und größere Probleme stoße. Das Spiel "Kona" funktioniert z.B. nur bis zum Startmenü und "FTL" will nur, wenn es lustig ist. Aus diesem Grund habe ich fast nur Windows-Spiele installiert. Das schont übrigens auch eure Nerven, denn ab und an kann es vorkommen, dass ihr ein Spiel startet und kein Ton zu hören ist. Wenn ihr schon ein bisschen mehr Kenntnis habt, ist klar, dass ihr das Spiel mal übers Terminal startet und guckt, was los ist. Einem Anfänger wird es aber auch nicht helfen, wenn dann da steht "openal not found".
Vor 2 Jahren wollte ich mal mit einem Kumpel Company Of Heroes 2 zocken. Blöd nur, dass meine Linux-Version nicht auf den selben Servern läuft wie die Windows-Version. Also musste ich den Zockerabend abbrechen und Steam zwingen, CoH2 über Proton zu installieren.
An was man nicht alles denken muss...
Trotz all der Vorteile, die Proton und Wine mitbringen, sind sie nicht perfekt. Perfekte Beispiele wären hier BloodRayne und SoulReaver2. Bei ersterem hatte ich das Problem, dass LT und RT meines Xbox Series Controllers nicht erkannt wurden, und bei SR2 gab es Gamma-Probleme sowie Probleme mit den Texturen und der Farbtiefe.
Die Lösung des Ganzen war Proton-GE. Das ist ein Fork vom Fork von Wine... alles klar? Der Entwickler dahinter ist GloriousEggroll und mittlerweile Szeneweit bekannt. Auf Youtube gibt es ein paar schöne Interviews, die ich unten anfügen werde.
Das Schöne an dieser Version ist, sie reagiert schnell! Das bedeutet: Spiele, die auf dem Proton von der Stange nicht sofort laufen könnten, könnten es aber mit der aktuellsten Version von GE. Die Tweaks und Fixes landen im Übrigen mit hoher Wahrscheinlichkeit später in Valve-Proton.
Wie kriege ich denn jetzt Proton-GE?
Ich bin auch nicht allwissend und würde einfach nur sagen: "Ich bin gut im Kaputtmachen, dann googeln und "sich merken", wie der Fehler behoben wird". Eine ganze Zeit lang habe ich Proton-GE von GitHub heruntergeladen, es extrahiert und in den Steam-Ordner geschoben. Eines Tages habe ich dann gemerkt, dass es dafür ja auch ein GUI gibt. Daher erspare ich mir hier jetzt das Terminal-Kung-Fu.
Ihr braucht allerdings Flatpak... Mist... doch Terminal-Kung-Fu... Solltet ihr also Flatpak nicht installiert haben, dann:
Für Ubuntu:
sudo apt update
sudo apt install flatpak
sudo apt install gnome-software-plugin-flatpak
flatpak remote-add --if-not-exists flathub https://dl.flathub.org/repo/flathub.flatpakrepo
Für Debian:
sudo apt install flatpak
# Für Gnome
sudo apt install gnome-software-plugin-flatpak
# Für KDE
sudo apt install plasma-discover-backend-flatpak
# Flathub Integration
flatpak remote-add --if-not-exists flathub https://dl.flathub.org/repo/flathub.flatpakrepo
ProtonUp-Qt lässt sich denn ganz einfach mit flatpak install flathub net.davidotek.pupgui2 installieren.
ProtonUp-Qt gibt euch einen guten Überblick über die Gaming-Situation eures Rechners. Über ein Dropdown-Menü könnt ihr einsehen, welche Wine-, Proton- und Proton-GE-Versionen installiert sind, sogar separat für Lutris, Steam und Heroic. Ihr könnt neue Versionen herunterladen, diese werden direkt integriert (ein Programm-Neustart ist erforderlich). Das Entfernen geht genauso leicht. Über die Listenansicht könnt ihr sogar einsehen, wie viele und welche Spiele mit welcher Version laufen.
Nach dem Herunterladen könnt ihr dann wie gewohnt in Steam oder Lutris einem oder allen Spielen das gewünschte Proton zuweisen.
Ist das gefährlich?
Es ist immer gut, auch mal unter die Haube zu gucken und sich etwas Grundwissen zu verschaffen. Wenn ihr Wine installiert, wird der "verborgene" Ordner .wine im Verzeichnis /home/USER/ erstellt. Navigiert man nun in dieses Verzeichnis, so findet man eine Windows-ähnliche Ordnerstruktur wieder. Wollen wir z.B. Winamp installieren, können wir das im Terminal mit dem Befehl wine winamp3.xx_setup.exe tun. Winamp würde dann wie unter Windows auch in Wine installiert werden. Laufen tut Winamp dann unter der Wine-Version, die ihr über euren Paket-Manager installiert habt.
Mit Lutris, Steam und Heroic verhält es sich etwas anders. Hier wird mit containerisierten Pre-Fixes gearbeitet. Jedes Spiel, das ihr installiert, bekommt also eine eigene Windows-Umgebung, die auf der Basis von Proton oder Proton-GE angepasst ist. Lutris legt für euch im HOME-Verzeichnis ein Verzeichnis namens "Games" an und Unterordner mit den Namen der Spiele. Steam tut dies in ~/.steam/steam/steamapps/common.
Alles garnicht so wild
Und weil Thomas Crider (GloriousEggroll) das alles viel besser erklären kann:
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