Reingeschnuppert: Droidian

  • Hallo,

    am Wochenende habe ich Droidian auf meinem Smartphone installiert und mir etwas

    genauer angesehen. Ich bin erst seit einigen Wochen überhaupt auf Smartphones unterwegs --

    vor einiger Zeit habe ich Tastenhandies genutzt. Ich nutze derzeit noch LineageOS,

    nähere mit aber den mobilen Linux OS an. Als Testgerät für diese Zwecke (und als Ersatzgerät)

    habe ich mir ein Xiaomi Redmi Note 7 zugelegt.

    Droidian hat zum Ziel, Mobian, die mobile Variante von Debian, für Androidgeräte bereitzustellen.

    Dabei dient Halium als Abstraktionsschicht, in der der Linux User Space standardisiert auf Routinen

    des Android-Kernels und der -Dämonen zurückgreifen kann. Droidian basiert auf der aktuellen Testing

    -Variante von Debian kommt standardgemäß mit Phosh (basiert auf Gnome) als Desktop einher.

    Im deutschen Sprachraum ist Droidian bislang kaum bekannt, bzw. wird darüber kaum publiziert.

    Droidian wurde vor ca. 2 Jahren aus der Taufe gehoben, ist also ein eher junges Projekt.

    Es gibt eine Zusammenarbeit mit UBports, die sich ja um Ubuntu Touch kümmern. Auf ihrer

    Homepage droidian.org findet man ausreichend Informationen zur den unterstützten Geräten,

    Installation und News. Auch habe ich freundliches Feedback z.B über ihren Matrix-Kanal

    erhalten.

    Die Installation mit dem hauseigenen Installer war schnell getan und einfacher als eine

    Calamaris-Installation von Linux. Ein kleiner Fehler ist aufgetreten, aber da der Installer

    erst im letzten Monat mit den 0.0.1 und 0.0.2 Versionen herausgekommen, kann ich das nicht

    als Makel empfinden. Die Installation wurde trotz des Fehler durchgeführt, nach Anfrage

    meinerseits habe ich auf Empfehlung sicherheitshalber noch das Vendor gepatcht.

    Phosh ist sauber und sehr bedienfreundlich aufgebaut. Zwei kleinere Macken sind mir

    aufgefallen: dass Schließen der Programme muss zuweilen wiederholt werden, außerdem

    flackert der Bildschirm bei Tageslicht, wenn man die automatische Bildschirmhelligkeit

    nicht ausschaltet. Als Sprache konnte ich deutsch einstellen, dies hat aber erst nach

    einem Neustart gegriffen.

    Standardgemäß sind zunächst die folgenden Apps installiert:

    1) Telefonieren und SMS,

    2) die Kameraapp,

    3) verschiedene Einstellungen,

    4) Bild- und PDF-Betrachter,

    5) Video (Clapper) und Musik (Lollypop),

    6) Büroapps: Mail (Geary), Kalender, Taschenrechner

    7) Verwaltung: Systemauslastung, Energieverwaltung (Batman),

    Dateiverwaltung (Portfolio), Texteditor, App Store

    8.) eine Kartenapp

    9) eine Wetterapp

    10) eine Phone Tour zur Bedieneinführung

    11) die Konsole, d.h. das Terminal.

    Außerdem ist noch device encryption installiert, das soll auf meinem Gerät aber

    nicht funktionieren. Des Weiteren funktioniert zu meinem großen Leidwesen Waydroid

    auf dem Telefon noch nicht. Aber es ist in Arbeit.

    Im App Store sind vor allem Anwendung aus dem Debian Repo zu finden. Ich habe

    auch auf dem Terminal eine ganze Reihe von Pakete installieren können, die ich

    auf der täglichen Arbeit brauche --- das ist für mich bislang der allergrößte

    Pluspunkt, da die Programme auch einfacher zu handhaben sind als unter termux

    in LineageOS. Darunter waren auch Programme, die im App Store nicht zu finden

    sind, z.B. xbill habe ich das erste mal auf dem Smartphone zocken können :D.

    Leider habe ich aber auch nicht alle Tools installieren können (z.B. pdftk),

    weil es Abhängigkeitskonflikte aufgrund der verschiedenen Repos gibt, die

    verwendet werden. Hier muss man mit einer gewissen Vorsicht vorgehen.

    Das Terminal habe ich generell ins Herz geschlossen, es fühlt sich wirklich

    an, als würde man auf einer debianbasierten Distro naja mit kleinerem Display

    arbeiten. Negative hingegen ist, dass bei einer Reihe von Apps nur ein Teil

    der Anwendung auf dem Bildschirm erscheint und mit der Skalierung in den

    Einstellung nicht immer kompensiert werden kann.

    Der Zugriff zur Hardware ist i.A. sehr gut unterstützt. Von vier Installation

    hat zweimal die Kamera zunächst nicht funktioniert. Dies konnte ich aber manuell

    (mit Hilfe eines freundlichen Ratschlages) wieder einstellen. Auch hatte

    ich zunächst meine SIM-Karte im eigentlich nicht unterstützen Port, aber auch

    dies ließ sich direkt im Terminal korrigieren.

    Fazit: Dies ist ein junges OS für Mobiltelefone, das noch an leichten Kinderkrankheiten

    krankt, die aber in einer aktiven und hilfsbereiten Community Schritt für Schritt

    auskuriert werden. Wer sich nicht zu schade ist, auch ein wenig im Debianbasierten

    System zu basteln und sich nicht daran stört, dass einige Anwendungen nicht 100%

    in den Bildschirm passen hat hier einen fruchtbaren Boden seine Linuxanwendungen

    effektiv auf dem Mobiltelefon zu nutzen. Ich werde langfristig Droidian auf meinem

    Ersatzgerät belassen und den Fortschritt weiterverfolgen -- vielleicht melde ich

    mich hier dazu irgendwann zurück. Als Einsatz auf meinem Hauptgerät kommt es

    momentan noch nicht Frage, weil es dazu noch zu frickelig ist und naja auf

    meinem OnePlus 6T momentan auch nicht läuft.

    Keine Alternativen ? Kein Mitleid !

    Debian XFCE und Void XFCE

    3 Mal editiert, zuletzt von staryvyr (5. Juli 2023 um 12:38)

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