Die Beziehung zwischen mir und meinem neuen Spielzeug hatte eher einen schlechten Start. Aber um mit den Worten meiner Tochter zu sprechen: "Wir sind jetzt Besties!"
Kurzer Abriss:
Wenn es um Computerkram geht, bin ich ein Pedant. Das muss so laufen, wie ich es will. Ihr seid genauso, das weiß ich.
Die letzten Tage waren geprägt von Tests über Tests. Mit dem Raspberry Pi OS bis gerade nicht so grün, darum soll es aber gar nicht gehen. Ich habe mir alles reingezogen, was auf YouTube "Pi 5" im Titel hatte, und es ausprobiert. ETA Prime hat ein Video zur Übertaktung gemacht, Novaspirt auch, und Jeff Geerling einen Blog-Artikel. Bei ETAs Methode bekommt man prompt eine Kernel-Panic. Nova-Ding-Dong sagt gar nichts zur Methode und bringt belanglose Statistik, sagt aber, er hat AstroManece kompiliert und kommt auf 170+ FPS. Mit der Methode von Geerling friert der Pi nach dem Login-Screen ein. Was AstroManece angeht, so habe ich es kompiliert und mit Standard-Taktung auf ~90 FPS geschafft. Übertakten braucht man bei dem wohl nun echt nicht.
Overclocking and *Underclocking* the Raspberry Pi 5 | Jeff Geerling
Laut Jeff Geerling:
# Tell the DVFS algorithm to increase voltage by this amount (in µV; default 0).
# IMPORTANT: See note below
over_voltage_delta=50000
# Set the Arm A76 core frequency (in MHz; default 2400).
arm_freq=3000
# Set the VideoCore VII core frequency (in MHz; default 800).
gpu_freq=1000
Weil mir das alles spanisch vorkam, habe ich Jeff Geerling eine Nachricht unter seinem Artikel hinterlassen, und er hat sogar geantwortet.
Ich habe es so gemacht, wie er es gesagt hat, und konnte stabil auf dem Desktop arbeiten, mit arm_freq=2800 und gpu_freq=985. Getestet habe ich: Surfen im Brave-Browser, während auf FreeTube ein Video lief, und nebenbei noch in LibreOffice geschrieben wurde. Das ist meiner Meinung aussagekräftiger als irgendein 7Zip-Benchmark.
Liebe auf den zweiten Blick
Letzten Endes bin ich aber ohne Übertaktung unterwegs, denn Ubuntu 23.10 läuft viel, viel, viel flüssiger als Raspberry Pi OS. Und wenn ich das sage, meine ich das auch so.
Unter Raspberry Pi OS konnte ich deutliche Frame-Drops beobachten, wenn FreeTube lief und Brave offen war. Das äußerte sich darin, dass der Cursor sich plötzlich in seiner Bewegung verlangsamte. Unter Ubuntu ist das nicht so. Dieser Artikel wurde ohne Schwierigkeiten auf dem Pi/Ubuntu geschrieben, und das Header-Bild wurde mit gimp erstellt. Es kam lediglich zu Wacklern, als ich das Ubuntu-SVG-Logo zur Ebenen-Leiste hinzugefügt habe.
Im Grunde fühlt es sich so an, als würde ich auf meinem AMD64-System an 23.10 arbeiten. Ein kleines Manko gibt es aber doch. Der PWM-Fan-Controller wurde wohl in 23.10 zerschossen, so dass der "Raspberry Pi Active Cooler" durchgehend auf vollen Touren läuft. Aber das ließ sich leicht lösen, indem ich aus meiner Bastelschublade einen GPIO-Lüfter gekramt habe und nun auf altbewährte Weise kühle.
Der Bug konnte behoben werden durch einen Kernel-Fix( 6.5.0-1006.9~fanfix1 ). Ab dem nächsten offiziellen Kernel-Upgrade sollte der Fehler über die offiziellen Weg behoben werden können. Stand 16.11.2023
sudo add-apt-repository ppa:waveform/fan-fix
sudo apt update
sudo apt upgrade
Alles in allem bin ich überrascht. Ubuntu 23.10 ist ausgezeichnet für den Pi 5 optimiert. Ich habe ja den Vergleichswert durch die Nutzung von PiOS-Lite mit Gnome. Hier wurde wirklich an der Performance-Schraube gedreht. Nichtsdestotrotz habe ich Animationen ausgestellt und hier und da ein paar Gnome-Erweiterungen bearbeitet, damit alles meinem Workflow zu entspricht.
Bonus
Ich finde Nautilus ist scheußlicher File Manager, daher installiere ich mir immer noch Nemo von Cinnamon nach. Um ihn zum Default-FM zu machen kann man so vorgehen:
sudo apt update
sudo apt install nemo
xdg-mime default nemo.desktop inode/directory application/x-gnome-saved-search
gsettings set org.gnome.desktop.background show-desktop-icons false
gsettings set org.nemo.desktop show-desktop-icons true
Damit Nemo nicht gnome-terminal sondern tilix als Terminal-Emulator nutzt kann man das anwenden:
gsettings set org.cinnamon.desktop.default-applications.terminal exec tilix #Default: gnome-terminal
AstroMenace für den Pi kompilieren
Das spiel läuft einfach besser wenn es speziell für den Pi kompiliert wird
sudo apt-get install libglu1-mesa-dev
sudo apt-get install g++ cmake make ninja-build libsdl2-dev libogg-dev \
git libvorbis-dev libopenal-dev libalut-dev libfreetype6-dev
cd ~/
git clone https://github.com/viewizard/astromenace.git
mkdir ~/astromenace/build
cd ~/astromenace/build
cmake .. -G Ninja -DCMAKE_INSTALL_PREFIX=$PWD/../bin -DCMAKE_BUILD_TYPE=Release
cmake --build . --target install
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