Das genannte Video ist m.E. ziemlich mies, weil man recht schnell merkt, dass der Ersteller keine Ahnung hat und sich an Berichten entlanghangelt, die Wayland kritisieren. Vor allem liest er aus einem Gist <https://gist.github.com/probonopd/9feb…15e3a9f2d1f2277> welches schon vielfach kritisiert wurde, weil es einfach falsche Behauptungen aufstellt, bzw. die genannten Probleme längst gelöst sind. Der Autor des Gist hat vor kurzem auch ein Projekt ins Leben gerufen, welches schon jetzt zum Scheitern verurteilt ist <https://github.com/probonopd/wayland-x11-compat-protocols>. Das beinhaltet quasi ein X unter Wayland, wo den Anwendungen alles erlaubt ist. Kein Wayland-Compositor-Projekt wird die Protokolle implementieren.
GNOME nun als Paradebeispiel für Wayland herauszugreifen ist ebenso falsch. Gerade das GNOME-Projekt blockiert einige Protokolle beim Standardisierungsprozess und weigert sich im Gegensatz zu KDE, bspw. "Serverside-Decorations" zu implementieren. Das beinhaltet, dass der Compositor für das Zeichnen der Fensterdekorationen (Titelleiste, Minimieren-Button, Maximieren-Button, …) zuständig ist. Im Ergebnis sehen dann die GNOME-Anwendungen unter einem anderen Compositor, der bspw. gar keine Titelleiste zeichnen möchte (wie viele Tiling Window Manager), wie Fremdkörper aus.
Auch die Konklusion des Videos, dass sich Wayland nur an die großen Projekte wie KDE und GNOME richtet, ist falsch. Es gibt x Alternativen zu KDE und Gnome unter Wayland. Es wird wohl nicht jedes Projekt die Migration zu Wayland mitmachen, aber dann kann man immer noch das obsolete X verwenden, wenn man an den X11-Desktopumgebungen hängt. "We need to keep X going, we have to keep it strong" ist ein unrealistischer Wunsch, da u.a. Red Hat die Unterstützung für X abgesagt hat. Und wer stellt einige der Entwickler von X? Red Hat. Es müßten somit andere Entwickler einspringen, um X weiterzuentwickeln oder zumindest am Leben zu erhalten. Und ich vermute, dass das nicht passieren wird.
Der Standardisierungprozess von Wayland ist langsam und öd und es braucht zu lange, damit ein Protokoll mal durchgewunken wird, aber es hat sich in den letzten Jahren viel getan (wlroots, viele neue Compositor-Projekte, …) so dass wohl kaum ein seriöses Projekt jetzt noch Wayland ignoriert.