Beiträge von kim88 im Thema „Wayland“

    Um die Kurve zum Thema zu kriegen: Totgesagte leben länger und gerade im FLOSS-Bereich ist es ja so: Wenn drei Entwickler etwas gut finden, wird es irgendwie weitergeführt. Deswegen finde ich es gar nicht so unwahrscheinlich, dass es ein paar "Gallier" geben wird, die den X11-Code mit irgendeinem Fork von einem DE weiterverwenden.

    Bezweifle ich hier ernsthaft. Die müsste es ja seit 2008 geben (als Wayland Entwicklung angefangen hat). Ich denke wo Konsens ist das wayland noch nicht fertig ist und Probleme hat. Deswegen liefern die Distributionen ja noch den X11-Fallback mit.
    Ich kann mir eher vorstellen das es kleinere Randdistributionen geben wird die einfach die uralte X11 Bibliothek ungepflegt weiter ausliefern werden. Ähnlich wie mit dem Trinity Desktop der bei Q4OS ausgeliefert wird mit nem QT3 das längst End-of-Life ist, etc

    Da gibt es keine Sicherheitsfixes oder sonst was mehr - ist ein bisschen Sicherheit auf gut Glück ;)

    Aber Fedora plant ja mit der nächsten Fedora Version X11 nicht mehr auszuliefern. Fedora sind bei solchen Entscheide (Wayland als Default, Systemd Einführung, Einführung PulseAudio, Einführung PipeWire, etc) ja immer die ersten die Vorpreschen. Die anderen folgen dann nach.

    Denke Ubuntu wird - gerade wegen dem LTS Charakter sicherlich noch die 24.04 und wahrscheinlich auch die 26.04 mit X11 ausliefern - bezweifle aber das es in der 28.04 noch ein X11 Fallback geben wird. Und spätestens dann müssen die unzähligen Distributionen die auf Ubuntu basieren (Linux Mint, PopOS, etc) auch ready sein.

    Das ist auch diesen Distributionen klar. Cinnamon hat ja jetzt mit der Wayland Umbau angefangen. Und die Cosmic Shell die PopOS seit mehreren Jahren am bauen ist - ist eh Wayland only die kann kein X11.

    Auch wenn das, was im Video gesagt wurde, angeblich nicht stimmt, bietet mir Wayland keine Vorteile. Wieso etwas Neues entwickeln, wenn es schon etwas gibt mit dem man kaum Probleme hat.

    Naja in erster Linie weil "Du" nicht der Mittelpunkt des Universums bist.

    • HDR Inhalte mir X11 darstellen? Geht nicht.
    • Fraktionelles Skalieren - mit dem X-Server führt am Ende nur zu unscharfen und matschigen Fenstern.
    • Multi-Touch Touchscreen oder Touchpad Gesten - gehen mit X11 nicht.
    • Multi-Monitor Support wo Monitore unterschiedliche Auflösungen, Grössen und Pixeldichten ist mit Wayland bedeutend (!) einfacher
    • Bessere Allgemeinsicherheit Dank Isolation der einzelnen Fenster
    • Schnellere und flüssigere Grafikdarstellung da Wayland direkt mit den Grafiktreibern kommunizieren kann.

    Suche mal in Linux Foren nach "fractional Scaling" und überdenke dann den Satz mit "kaum Probleme hat" nochmal - das entspricht einfach nicht der Realität. Monitore und beinahe alle Notebooks die man heute kauft haben hochauflösende Displays und benötigen eine fraktionelle Skalierung damit Sie funktionieren.

    Immer mehr Notebooks haben HDR kompatible Displays und Hardware die wir unter Linux mit X11 schlicht nicht nutzen können. Usw.

    Und vielleicht sollte man sich auch mal bewusst werden was der X11 Protokoll eigentlich ist.

    Das Problem mit X ist, dass... es X ist. Wenn man ein X-Server hat, gibt es eine enorme Menge an Funktionalität, die man unterstützen muss, um behaupten zu können, das X-Protokoll zu sprechen, aber niemand wird das Zeug jemals benutzen.

    Zum Beispiel Core-Schriften; das ist das ursprüngliche Schriftmodell, mit dem man in den ersten Jahren von X11 Text auf den Bildschirm bekam. Dazu gehören Codetabellen, Glyphenrasterung und Caching, XLFDs (ernsthaft, XLFDs!).
    Ausserdem die gesamte Kern-Rendering-API, mit der Sie gestrichelte Linien, Polygone, weite Bögen und viele weitere Grafikprimitive im Stil der 1980er Jahre zeichnen können.
    Solche und viele weitere Dinge muss man weiterhin mitschleppen und warten obwohl die seit min. 20 Jahren kein Desktop und auch kein Mensch mehr braucht. Aber sie sind die Basis von X11.

    Der Teil den heute Desktops von X11 noch nutzen, basiert nur über die Erweiterungsschnittstelle von X11. Sprich im Grunde brauchen wir die Basis nicht mehr aber immer mehr komplex werdende Erweiterungen die das Protokoll halbwegs funktional halten. Das ist furchtbares Softwaredesign.

    Bei vielen Dingen konnten wir den X.org-Server durch das Hinzufügen von Erweiterungen wie XRandR, XRender und COMPOSITE modern halten und weniger nützliche Erweiterungen bis zu einem gewissen Grad auslaufen lassen.

    Aber wir können niemals die Kern-Rendering-API und viele andere komplexe Dinge loswerden, die auf einem modernen Desktop nur selten verwendet werden. Mit Wayland können wir den X-Server und all seine veralteten Technologien in einen optionalen Codepfad verschieben.

    Daher das X11 entsorgt und ersetzt wird macht aus Sicherheitstechnischen Gründen und weil auch aus "modernität" Gründen. Fraktionelles Skalieren war 1988 nicht wirklich ein Thema.. durchaus Sinn.

    Heißt das, dass wir in einigen Jahren auch einen Nachfolger für Linux brauchen, weil es schon über 30 Jahre alt ist.

    Wenn er nicht weiterentwickelt wird Ja. Das ist die Clou. X11 Entwicklung wurde im Juni 2012 entwickelt. Wäre die aktuellste Linux Version die es heute gibt Linux Kernel 3.4 und seither wäre da nichts mehr passiert - bräuchten wir definitiv einen Ersatz für Linux.

    Der Grund warum X11 nicht mehr weiter entwickelt wurde ist weil die Entwickler klar gesagt haben das es nicht mehr geht. Die Komplexität neue Funktionen (wie z.b. HDR) über Erweiterungen auf dieser veralteten Basis weiter laufen zu lassen - nimmt ein Ausmass an da snicht mehr wartbar ist - sprich ja das geht nicht mehr.

    Deswegen hat man mit der Entwicklung von Wayland begonnen. Wayland ist ja kein "Konkurrenzprodukt" zu X. Die X Enteickler wurden zu Wayland Entwickler.