Und jetzt einmal ehrlich, wie viele von den Leuten, die mit stolz geschwellter Heldenbrust verkündeten, nun werden sie endgültig auf Linux umsteigen und Windows von der Platte fegen, wie viele von denen macht ihre Ankündigung wahr?
Ähnlich ist es jetzt mit "Win12".
OB Auf Heise.de oder auf Hacker-News, oder wo auch immer diese Meldung inbrünstig diskutiert wird, da kann man regelmäßig von Kohorten von Usern ihre unabdingbare Entschlossenheit lesen, das sie alle, aber auch alle auf Linux umsteigen werden, hoch und heilig angekündigt, und wie viele meinst du, werden diesen Schritt wirklich vollbringen?
Ich glaube nicht mehr, schon lange nicht mehr an den "Linux-Desktop", obwohl mir ein PC ohne Linux einfach nicht mehr denkbar wäre, dazu ist es schon lange zu spät (um das Jahr 2000 herum sah es da doch schon einmal ganz anders aus), viele Chancen wurden auch von Linux vertan, leider, und so wird es einfach weiter gehen, wie bisher, die Leute ballen wütend ihre Fäuste in den Hosentaschen, sicherlich, was aber nichts daran ändert wird, das Microsoft seine absolute Monopolstellung beibehält.
Naja, so ein Wechsel auf Linux ist auch nicht immer realistisch, z.B. weil die Software vom Arbeitgeber auch zu Hause
genutzt werden muss oder weil die Software für die eigenen Werkstatt / Lieblingshobbies nicht in der Art und Weise
zur Verfügung steht, wie mensch es gern hätte. Um das Jahr 2000 war da eine gewisse Aufbruchstimmung, aber
tatsächlich war die Funktionalität für den Privatbereich durchaus eingeschränkt. Ich kann mich erinnern, dass ich
unter S.U.S.E Linux eine ganze Reihe von Filmen auf CD/DVD einfach wegen fehlender Codecs nicht ansehen konnte.
Über das Problem hat mir dann irgendwann ein Laptop vom Arbeitgeber hinweggeholfen, auf dem mir Linux
und Windows im Dualboot auf meinem Wunsch hin eingerichtet wurden (und in der Familie war dann der Frust
seltener, dass ein Film nicht anzuschauen war, bloß weil der Alte auf sein Linux bestand).
Aber wenn der Trend anhält, dass Software immer weniger vom OS sondern vom Browser abhängt, kann das doch
vieles ändern und dies könnte stark an einem zukünftigen AboModell von Win 12 sägen, wenn die Grundfunktionen,
die auch ohne im Abo von Win12 bereitgestellt werden, sehr knapp gehalten sind.
Persönliche Anekdote dazu: Ich habe seit ein paar Wochen meiner ExFrau meinen Experimentalrechner zur Leihe
überlassen, den Sie für Ihren Arbeitgeber für Telefoninterviews benötigt. Darauf habe ich vorher ein Q4OS (Debian
mit Trinity-DE) installiert, um die Bedienung möglichst wenig fehleranfällig für meine eher nicht-computeraffine Ex
zu gestalten. Die Telecom-Software, die beim Arbeitgeber benutzt wird, läuft im Chrome-Browser.
Während bei vielen ihrer Kolleginnen die Rechner unter Windows regelmäßig die Biege machen, schnurrt der
10-15 Jahre alte Rechner mit seinen 8GB vor sich hin und macht seinen Job! Neulich war er der die einzige Option,
damit das Managment eine Online-Konferenz halten konnte ...
Linux wird ein Hort und Heim der Individualisten und Selberdenker, auch der Trotzköpfe und Unangepassten bleiben, und das, das ist doch gut so, nicht?
Ich sehe es durchaus auch so (habe da die Statistiken nur in vager Erinnerung), dass Linux auch vor allem ein Ort
und Heim für Techies und Entwickler ist, neben den den Gruppen, die Du erwähnst.
Und ja, es ist auch vom Vorteil, dass wir im "Windschutz" von Windows (ich denke da z.B. an Sicherheitsattacken
auf Desktoprechner) Linux nutzen und manche sogar entwickeln können.
Daher muss sich das auch nicht unbedingt ändern ....
... aber irgendwie setze ich immer darauf, dass die Argumente, die ich für die Nutzung von Linux bzw.
OpenSource habe, doch auf Dauer überzeugen können --- soweit mein vielleicht naiver "Glaube" an den
Linux-Desktop.