Beiträge von kim88 im Thema „RedHat geht nun Ubuntu's Weg. LibreOffice in der Krise?“

    Der Muede Joe Ist halt die Frage was ist "das Kapital" einer Firma. Als Beispiel eine Druckerei - deren Kapital ist das sie Aufträge bekommen und Prospekte, Visitenkarten, Werbematerial aller Art, Postkarten oder was auch immer drucken können.

    Das jetzt ein Konstruktionsunternehmen, das mehrere Jahre an einem neuen Prototyp für ein neues - was auch immer forscht - diese Daten nicht in die Cloud oder der Einsatz der Cloud gut überlegen macht ja Sinn.

    Aber gerade die vielen kleinen Handwerks Unternehmen: Sanitär, Druckereien, kleine Supermärkte, Restaurants, Baubetriebe, usw spielt es keine wirkliche Rolle wer diese Daten sehen kann und wer nicht.

    Der allergrösste Teil der in der Weltwirtschaft das BIP generiert ist nicht super geheim oder stark patentiert.

    Ich habe noch ein paar Zahlen im Web gefunden. Google Workspace (das ist der aktuelle Name) hatten Ende 2021 rund 3 Milliarden Menschen. Das sind Business und Private Accounts zusammen - eine Aufschlüsselung davon teilt Google nicht.

    Es gibt über 5'300 Drittanbieter-Apps die man mit Google Workspace verknüpfen kann. Insgesamt wurden 4.8 Milliarden Drittanbieter-Apps installiert.

    Als Vergleich Ende 2020 waren es noch rund 2 Milliarden Nutzer. Also hier gibt es definitiv massives Wachstum.

    Also hier in Basel gibt es die schöne Pharma-Firma Roche hat ihren Hauptsitz und Ursprung hier in Basel. Sie ist die 4. grösste Pharma-Firma der Welt. Daher wenn die was ändern, geistert es hier durch die Medien.

    Roche hat bereits im Jahr 2012 ihre komplette "E-Mail, Kalender, Office" Struktur für alle ihre (damals) 90'000 Mitarbeiter auf Google Business, G Suite (oder wie immer es gerade heisst) umgestellt.

    2021 wurde diese "Partnerschaft" weiter verlängert - das nutzen inzwischen über 100'000 Mitarbeiter - alleine bei Roche.

    Ich bin im Vorstand von einem kleinen operativtätigen Verein der Beratungen macht. 3 Mitarbeiter, 4 mal die Woche jeweils Vormittags offen. Läuft seit mehreren Jahren über die Microsoft Infrastruktur. Mail, Kalender, Cloud, etc

    In der Firma die ich arbeite - kleine Agentur - ca 40 Mitarbeiter läuft seit Jahren (ich weiss nicht wie lange war schon so als ich dort vor 7 Jahren angefangen habe) alles über die Google Infrastruktur. Auf unseren Rechner ist ein lokales Office nicht mal installiert - sondern wird wirklich alles von Texte, Tabellenkalkulationen und Präsentationen über Google Office gemacht.

    Ehrenamtlicher Verein - bei denen ich die Webseiten betreue. Jahresspendenaufkommen von ca 30'000 CHF also wirklich klein. Dort läuft alles über die Microsoft 365 Infrastruktur.

    Das es noch Firmen gibt die sowas nicht nutzen ist klar - aber der Trend ist ebenfalls klar. Hat eben auch direkt die Vorteile - das man keinen VPN oder interne Server mehr betreiben braucht.

    Der Trend geht klar in solche Cloud Lösungen - und man kann das ja mit NextCloud auch als offene Variante haben - aber dort wird dann OnlyOffice favorisiert - weil LibreOffice da keine Anbindung hat.

    KTT73 das ist die Welt in der ich lebe ;).

    khcohnen es bedeutet nicht automatisch "den Untergang von LibreOffice". Aber wenn die - mit viel Abstand - grösste Enterprise Distribution der Welt LibreOffice nicht mehr paketiert - zeigt das einfach das Libre/Open Office nicht mehr den selben Stellenwert wie vor 10 oder 15 Jahren hat.

    Und man darf sich die Frage stellen wie der Stellenwert in weiteren 10 oder 15 Jahren aussieht. Und als LibreOffice Projekt muss man sich die Frage stellen - warum man nicht mehr die selbe Relevanz hat - wie früher und was man ändern sollte um diese Relevanz wieder zu erreichen.

    Interessant ist hier vor allem was die Firmen machen. Da die einen wesentlichen Teil von LibreOffice finanzieren - entweder durch direkte Geldspenden oder durch bezahlte Entwickler.

    Ich denke auch nicht das LibreOffice heute oder Morgen untergehen wird.

    Aber gerade der Punkt das es kein LibreOffice für Tablet oder Smartphones gibt ist ein Problem. Das es kein "LibreOffice in der Cloud" gibt auch.

    Mitarbeiter und auch Privatpersonen haben sich sehr an dieses Konstrukt gewöhnt. Das eine Datei automatisch auf allen Geräten verfügbar und bearbeitbar ist.

    Man hat kurz vor dem Feierabend dem Chef noch eine Präsentation zur Abnahme geschickt (nicht als Datei als Link), der will noch eine minimale Änderung, man ist gerade in der Bahn hat wenig Platz - kurz Smartphone vornehmen, und den einen Satz bearbeiten oder Bild austauschen - erledigt.

    Dieses Szenario passiert dauernd und überall und ist mit LibreOffice nicht möglich - und ich denke das ist der Grund warum immer mehr Unternehmen die früher LibreOffice genutzt haben es eben immer weniger nutzen.

    Neben den üblichen Gründen: Software die im Browser läuft ist bereits eine Software weniger die von der internen IT verwaltet, gepflegt und aktualisiert werden muss ;)

    Ohne das man die noch manuell hin- und herschieben muss.

    Ich denke wenn LibreOffice in 5, 10 oder 15 Jahren noch ähnlich verbreitet sein will wie heute oder noch verbreiteter muss es da dringend ihr Portfolio überdenken.

    "Früher" war das simpler. Wenn man eine freie ernszunehmende Office Alternative wollte gab es halt nur OpenOffice (später LibreOffice). Die ganze KOffice, oder Gnumeric Dinger waren weder damals noch heute ein wirklich vergleichbares Produkt.

    Heute ist der Markt aber breiter. Als Linux Nutzer hast du heute die Wahl welches Office du verwenden willst. OnlyOffice, Google Docs, selbst Microsoft Office online funktioniert einwandfrei.

    Diese "Wahl" empfinde ich durchaus als etwas positives - weil es so Druck auf LibreOffice ausübt sich eben zu reorganisieren. Und davon profitieren wir am Ende alle.

    was alles an arbeit dahinter steckt, ist schon bemerkenswert. du kommst ja vom fach und

    das ist dann schon spannend, zu erfahren was da alles hintersteckt.

    Das ist wohl auch ein Grund warum sehr viele - gerade auch kleine Distirbutionen wie z.b. Elementary OS, etc Flatpak so massiv pushen.

    Wenn Flatpak/Flathub oder Snap der "Standard Store" ist haben diese Distributionsbetreuer natürlich viel viel weniger Arbeit um irgendwelche Pakete zu paketieren.

    Die Paketieren quasi nur ihr Base-System.

    Bei Ubuntu siehst man das immer im Lunchpad. Dort werden alle Pakete für alle Ubuntu Versionen verwaltet und auch die Patches eingespielt.

    Hier zum Beispiel für LibreOffice: https://code.launchpad.net/~libreoffice/u…fice-debian-pkg

    Ja Rolling Release ist da einfacher, da man da in der Regel einfach 1:1 den neuen Source Code nehmen kann. Die einzige Arbeit (neben Testing) die es da gibt ist wenn die neue Version mit dem bestehenden Build-Script nicht mehr kompatibel ist und man da was anpassen muss (z.B. neue Abhängigkeiten, etc).

    im allgemeinen würde mich ja schon interessieren, wie in den einzelnen distros dieser prozess

    abläuft. ist das wirklich soviel arbeit? wie funktioniert der ablauf, wenn z.b. die macher von

    neofetch eine neue version veröffentlichen.

    die distros, die es in ihren repositorys bereitstellen, wie gehen die da vor?

    Wenn eine neue Version von Neofetch oder LibreOffice veröffentlicht wird - wird (bei Point Release Distributionen) darauf geachtet ob es sich um ein Bugfix, Sicherheits oder Funktionsupdate handelt.

    Falls es in dem Release Sicherheitsupdates gegeben hat, wird im Code geprüft was für das Sicherheitsupdate geändert wurde. Danach versuchen die Distributions-Maintainer diese Änderung auf die in der Distribution bestehende Version zurückzuportieren.

    Das kann einfach oder kompliziert sein. Wenn man in der Distribution z.b. Version 6.3 hat und Upstream wird eine 6.3.1 veröffentlicht ist es wahrscheinlich ziemlich einfach. Wenn man in seiner Distribution noch Version 6.3 hat und Upstream z.b. schon Version 8.9 veröffentlich wurde - wird es komplizierter.

    Gerade dann wenn z.b. ein Sicherheitspatch upstream eine Funktion aufruft die es in der Version 6.3 noch gar nicht gegeben hat.

    Neofetch ist jetzt ein sehr kleines Projekt - Das ganze Projekt besteht aus einer ziemlich übersichtlichen Bash Datei die 11500 Zeilen hat. Das meiste davon sind aber nur Distributionslogos in ASCI Zeichen - also nicht direkter Code und daher sehr einfach überschau und patchbar.

    LibreOffice ist da anders. Das Projekt hat rund 10 Millionen Zeilen Code - teilweise in unterschiedlichen Programmiersprachen. Red Hat Enterprise Linux 6 - das heute noch supportet wird wurde im Jahr 2010 mit LibreOffice in Version 3.4 veröffentlicht.

    Vor ein paar Tagen kam LibreOffice in Version 7.5.3 raus - das bedeutet die Paket Maintainer müsssen die Sicherheitsfixes die es in Version 7.5.3 gab versuchen irgendwie auf eine 13 Jahre alte Version 3.4 zurück portieren. Das ist extrem komplex und zeitaufwändig und wahrscheinlich auch eine extrem nervende Arbeit.

    Red Hat wird ziemlich genau wissen, wie viele ihrer Enterprise Kunden LibreOffice überhaupt installiert haben (die werden sicherlich die Downloads aus ihren Repos zählen). Und wenn das nur 10% (Zahl aus der Luft gegriffen) ihrer Kunden sind - stellt man sich halt die Frage ob sich diese Arbeit wirklich lohnt.

    Ein Team von RedHat Entwickler hat bisher LibreOffice für RedHat Linux und Fedora gebaut, betreut und jeweils die Sicherheitsaktualisierung in die Version zurückgeportet und in der Distribution als Update veröffentlich.

    In Zukunft wird es das nicht mehr tun. Bei zukünftigen RedHat Versionen (ab Version 10) wird es kein LibreOffice über den normalen PaketManager mehr geben. Die Entwickler verweisen indirekt auf das offizielle LibreOffice Paket auf Flathub.

    Hiermit geht RedHat den Weg den auch auch schon Canonical eingeschlagen hat. Die Betreuung von wartungsintensiven Paketen wird Stück für Stück zugunsten von Container-Paketen eingestellt.

    Wie sich das ganze auf Fedora auswirkt ist noch unklar. Klar ist wenn das Fedora Team LibreOffice in zukünftigen Fedora Versionen weiterhin als RPM Paket über ihren Paketmanager anbieten will muss die Community die Software selber betreuen.

    Nicht betroffen davon sind alle RedHat und Fedora Versionen die bereits veröffentlicht wurden - da werden die Sicherheitsupdates natürlich wie bei Release versprochen bis zum Supportende der jeweiligen Distribution weiter angeboten.

    Red Hat hatte bisher zwei Entwickler abgestellt die hauptsächlich dafür bezahlt wurden an LibreOffice zu arbeiten. Diese Entwickler gibt es mit diesem Entscheid nun auch nicht mehr.

    Das ganze zeigt aber auch wie "unwichtig" LibreOffice inzwischen geworden ist. Red Hat wird relativ genau wissen ob ihre Kunden die Software nutzt und diese Entscheidung nicht treffen wenn sie breit genutzt werden würde.

    LibreOffice ist schon länger in der Krise - und die LibreOffice Community diskutiert diese Krise leider auch nicht. Die Software hat nei den Sprung auf die mobilen Plattformen geschafft.

    Es gibt keine brauchbare Version davon die im Browser läuft. Gleichzeitig mit anderen an Dokumenten arbeiten ist unmöglich - etwas das Google für ihr Google Docs z.b. schon im Jahr 2006 eingeführt hat.

    Viele Unternehmen setzen inzwischen auf solche Lösungen sei es von Microsoft, Google oder OnlyOffice (in Kombination z.b. mit der NextCloud). LibreOffice hat diese Entwicklung verschlafen - gleichzeitig finden wichtige Code Aufräumarbeiten sie ist nicht wirklich perfomant und so ziemlich jedes Konkurrenzprodukt (SoftMaker Office, OnlyOffice, Google Docs, etc) haben eine bessere Microsoft Office Kompatibilität.

    Wie ist es bei euch? Nutzt ihr LibreOffice noch? Nutzt ihr im Unternehmen noch ein lokal installiertes Office? Bei uns im Geschäft läuft ausnahmslos alles über Google Docs. Wir haben gar kein Office mehr auf unseren Arbeitsgeräten installiert.