Habe jetzt lange überlegt, ob ich zu dem Thema was schreibe oder nicht, weil es halt auch immer mit Vorurteilen, Kontroversen und teilweiße sicher auch berechtigten Kritiken verbunden ist. An der Stelle ein schneller Einstieg: Yapp, ich spiele Killerspiele, Ballerspiele, oder wie auch immer ihr das nennen mögt. Nicht immer und nicht regelmäßig - grundsätzlich aber schon.
GTA alle Teile, Postal 2 (mehr Psycho und Killer geht vermutlich nicht), alle COD-Teile, Mafia 3, etc
Ich würde mich selbst als relativ intelligenten und gebildeten, ausgeglichenen und sozialen Menschen bezeichnen wollen. Ich arbeite als Pfleger in einem Altenheim, bin bei den Bewohnern beliebt und mag Streit und Konflikte absolut nicht. Wieso dann also solche Spiele?
Nun.. für mich ist es eine Möglichkeit, dem teils harten Alltag einfach mal komplett zu entfliehen. Ich könnte auch Tetris spielen, irgendwas von Disney oder Stardew Valley (habe ich auch). Aber das gibt mir irgendwie nicht das Gleiche. Solche Spiele sind einfach so abstrus, so abwegig und so unglaublich weit weg von meiner tatsächlichen Realität, dass ich halt wirklich mal abschalten kann.
Ich habe mich in meinem Leben ganze zweimal geprügelt und beide Male auch nur kurz. Da war ich Teenager und ich lebe auf dem Land. Ein kleines Dorf mit Landwirtschaft und Haubergen. Das Umfeld, in dem eine "Klopperei" auf Dorffester früher keine große Sache war. Man hat sich gebalkt und danach wurde weiter getrunken. Ich habe ansonsten aber nie irgendjemanden verletzt und auch keine Ambitionen, dies zu tun. Ich hege keinen Hass, will Menschen nichts böses und ich besitze keine Waffen wie Pistolen, Gewehre oder verbotene Messer.
Wenn ich nun mal wieder einen anstrengenden Dienst hatte und vielleicht auch mal den 10. oder 11. Tag in Folge, gibt mir das Spielen und die Flucht in diese Fantasiewelten, die meiner eigenen Welt krass entgegenstehen einfach einen gewissen Ausgleich. Ich arbeite überwiegend Spät und Nachtdienst und die Familie liegt im Prinzip schon im Bett, wenn ich nach Hause komme. Also beschäftige ich mich mit mir selbst, weil ich nicht nach Hause kommen und direkt ins Bett und schlafen kann. Das mache ich dann gerne mal mit eben solchen Spielen.
Ich denke, dass es eben wirklich dieser krasse Kontrast ist, der mir hier hilft, in diese Fantasiewelten einzutauchen. Da gibt es nichts, absolut gar nichts, was mir irgendwie aus meinem realen Leben bekannt vorkommt. Ich habe eine Mission gespielt, bei der ich mit einer Panzerfaust auf einen Geldtransporter schießen musste. Danach stehe ich auf einem Hochhaus und denke mir "ob ich mit dem Teil das Flugzeug treffen würde?". Das ist kindliche Neugier und Spaß am spiel. Ich trainiere nicht für ein zweites 9/11. Oder ich überlege, was wohl passiert, wenn man bei einem fahrenden Motorrad auf die Reifen schießt. Kann ja nichts passieren.. ist ja nur ein Spiel. Ich trainiere dabei dann auch nicht für einen Amoklauf oder so.
Es mag durchaus Spiele geben, die das Potential haben, die Entwicklung Kinder und Jugendlicher negativ zu beeinflussen. Dann sollten wir aber auch überlegen, wieso es die USK gibt und Eltern ihre 12-Jährigen trotzdem Spiele ohne Altersfreigabe spielen lassen. Die Spiele müssen Kinder auch irgendwo her bekommen haben. Und gerade bei XBox und PS4/PS5 ist es eher unwahrscheinlich, dass sie diese irgendwo aus dem Netz geladen haben.
Wir sollten uns da vielleicht eher Gedanken um emotionale Abstumpfung durch Pornografie machen. Ein gewaltverherrlichendes Spiel muss ein Kind erst mal irgendwo her bekommen. Das muss gekauft, ausgeliehen oder zumindest komplett heruntergeladen werden. Aber Webseiten wie Pornhub und Co sind frei zugänglich. Da gibt es ein kurzes "Bist du wirklich schon erwachsen" und das war es. Da können sich 12-Jährige Hardcore-Pornos, Fetisch-Videos und tatsächliche Gewalt und Erniedrigung- überwiegend gegen Frauen - ansehen. Aber ein Call of Duty soll dann die Kinder versauen.