Beiträge von Klaang im Thema „IT Unterricht: Deutschland liegt zurück“

    Ui, was habe ich denn da jetzt losgetreten? Ja, viele der Gegenargumente, dass sich wohl im Prinzip nichts ändern wird, kann ich nicht widerlegen und stimme denen auch zu. Das sieht man ja allein schon bei den Smartphones. Da ist der Chrome-Browser "ab Werk" installiert, also warum was anderes benutzen? Macht ja nur Arbeit.

    Dennoch glaube ich, dass inzwischen sowas wie eine "Marktsättigung" eingetreten ist. Bleiben wir diesbezüglich nur mal im Bereich Spiele/Gaming. Laut der Steam-Statistiken spielen die meisten Gamer noch immer auf "nur" FHD mit einer 4- oder 6-Core-CPU und einer GraKa der (unteren) Mittelklasse mit 6-8 GB VRAM, die für FHD mit hochen bis sehr hohen Details ausreichend ist. 4K/UHD hat sich hier noch lange nicht als Massenprodukt durchgesetzt. Das ist irgendwo auch verständlich, denn unseren menschlichen Augen sind Grenzen gesetzt. Nur ein Beispiel an dieser Stelle, was TVs betrifft:

    Der typische Betrachtungsabstand eines "Otto Normalos" zu seinem TV im Wohnzimmer beträgt im Schnitt 2,5 - 3 m. Um auf diese Entfernung einen nennenswerten Unterschied zwischen FHD und UHD erkennen zu können, muss das TV-Gerät schon mindestens eine Diagonale von 60-65" besitzen. Wer auf diese Entfernung dennoch meint, einen klaren Unterschied zwischen FHD und UHD auf einem 50"-Gerät erkennen zu können, der hat entweder echte Adleraugen oder bildet sich das nur ein. Es ist halt die Werbung, die uns suggeriert, dass noch größer und noch hochauflösender noch besser sei, aber das ist "Bullshit", zumindest in gewisser Weise, denn irgendwann ist, wie schon erwähnt, die Grenze der menschlichen Biologie erreicht, wenn man so will. Das menschliche Gehirn ist halt sowas wie ein Computer ohne jedwede Firewall und mit Millionen von weit offenstehenden Hintertüren. Darum funktioniert Werbung auch so gut und darum ist Werbung auch so teuer. Wer dennoch der Meinung ist, dass Werbung bei ihm/ihr nicht funktioniert, der möge an dieser Stelle bitte folgenden Satz vervollständigen: "Haribo macht Kinder froh,...".

    Auch einen weiteren Punkt finde ich spannend/interessant: Wir leben in Zeiten immer extrem steigender Energiepreise, hier in D u. a. auch insbesondere Strom. Ich selbst habe PC-technisch ein "Urgestein", bestehend aus einem i7 6700K (95 W TDP), Nvidia RTX 3060 (170 W TDP), Mainboard Asus Z170PG, 16 GB RAM, 1x SSD, 1x HDD, 4 Lüfter, PSU bequiet 400 W. Dieses System hat bei maximaler Auslastung von jeweils CPU (übertaktet auf 4.500 MHz) und GPU gleichzeitig noch nie mehr als gemessene 370-380 W aus der Steckdose gezogen, wobei in der Praxis eine jeweils gleichzeitige 100%-Auslastung von CPU und GPU quasi eh nie vorkommt. Und dieses/mein System reicht für Gaming in FHD und Videobearbeitung/-encoding in FHD ebenfalls noch immer locker aus. Wenn ich dann jetzt aber sehe, dass die aktuellen High-End-CPUs von Intel und AMD sowie die Top-GPUs von Nvidia und AMD in Kombination schon eine PSU/Netzteil mit min. 1 KW voraussetzen, ja herrje... Wohin soll diese Entwicklung denn noch führen, von den m. E. astronomischen Preisen für die aktuelle HW-Generation mal ganz abgesehen? Rund 2.000 EUR für eine RTX 4090? Sorry, aber "ticken" die Hersteller noch ganz richtig? Aber offensichtlich gibt es wohl genug Käufer, die das akzeptieren. Man möge als Vergleich nur mal an die ganzen "Apple-Jünger" denken, die schon tage- und nächtelang vor den Apple-Stores campieren, nur um als einer der Ersten in den Besitz des neuen, völlig überteuerten iPhones zu kommen, das "all inclusive" für 200-250 EUR billig in China produziert wurde. Na ja, muss man wohl nicht verstehen.

    Ich möchte mit diesem Posting ganz gewiss niemandem "auf den Schlips treten" oder gar angreifen. Das ist mir an dieser Stelle sehr wichtig. Schließlich muss und soll ein jeder nach seiner Façon glücklich werden. Wir leben m. E. derzeit nicht nur in Bezug auf Geopolitik und Geostrategie in spannenden Zeiten (aber das ist ein anderes Thema, das hier nicht hingehört), sondern auch in Bezug auf die derzeit marktbeherrschende Stellung von "Big Data" bzw. "Big Tech", also MS, FB, Google/Alphabet und Konsorten. Aber auch in diesem Punkt kommt (ich habe mal Ingenieurwesen studiert) die Gaußsche Normalverteilung ins Spiel: 80-90% der Menschen "fressen" das, was ihnen "von oben" vorgesetzt wird, ohne dies auch nur ansatzweise (kritisch) zu hinterfragen oder gar einmal über Alternativen nachzudenken. Na ja, unser Kopf ist deshalb rund, damit das Denken (auch in Bezug auf Alternativen, jenseits von MS, FB, Google usw.) auch mal die Richtung ändern kann, aber dazu ist "die große Masse" auch nicht in der Lage, weil man es ihr nie beigebracht hat.

    So, genug "Polemik" an dieser Stelle.

    Das haben sich z.b. die zwei Computer Clubs hier in der Nähe, in Elmshorn und Itzehoe auf die Fahne, bzw. in die Satzung geschrieben. Aber auch da, erschreckend wie wenige Menschen davon Gebrauch machen und was lernen wollen. Oder sich mit Linux beschäftigen wollen.

    Ich schätze mal, dass sich das, wenn in 2025 der Support für Win 10 endet, etwas ändern wird. Sicher wird der Marktanteil von Linux bzw. den ganzen Derivaten/Distris nicht von derzeit 2,x% auf 10,x% und mehr steigen, aber es wird schon einen spürbaren Anstieg geben, denn das, was sich MS mit den HW-Anforderungen für Win 11 "erlaubt" hat, das hat schon eine gewisse Chuzpe. Ok, beim Neukauf eines Rechners, auf dem dann auch schon Win 11, Edge und MS-Office installiert ist, wird sich der Käufer wohl eher wenig Gedanken um einen Umstieg auf Linux oder andere SW-Alternativen machen, allerdings... Un wie schaffe ich jetzt den quasi Themenwechsel?

    Wer sich so vor 4, 5, 6 Jahren einen teuren PC/Lappi mit Intel Sky Lake oder Kaby Lake bzw. Ryzen Zen 1 und höherwertiger GPU in Form einer GTX 1060/1070, RX 580/590 usw. zugelegt hat, was auch heute noch für Gaming in FHD völlig ausreichend ist und für Office-/2D-Anwendungen sowieso, der wird es sich dann schon überlegen, ob es da nicht auch OS-Alternativen gibt, zumal die Frma Valve (Steam) mit dem Steam Deck eine Konsole auf den Markt gebracht hat, die auf Arch läuft und somit "durch die Hintertür" auch immer mehr Spieleanbieter gezwungen sind, ihre Produkte für Linux anbieten zu müssen. Ok, echte "Nerds" und "Freaks" kaufen eh immer den neuesten und aktuellsten "Sch***", aber ich meine hier eher den "Otto-Normalo", der die "große Masse" darstellt.

    Weiterhin schätze ich auch mal, dass Linux in den nächsten 2-3 Jahren immer komfortabler werden wird, was die reine Bedienung via GUI betrifft. Gerade LM ist da auf einem guten Weg, denn wenn mal so "rumfragt", was ein Otto-Normalo so von Linux hält, dann bekomme ich oft die sinngemäße Antort "Ach nee, viel zu kompliziert, das lässt sich ja nur im DOS-Fenster bedienen und dafür gibt es doch keine SW, das ist nur was für Computerfreaks" usw. Wenn ich dann aber entgegne, dass sich insbesondere LM prinzipiell auch völlig ohne Terminal/Konsole bedienen lässt etc., dann ernte ich (noch) oftmals fragende Blicke, glaube aber dann "in den Augen" lesen zu können, dass wohl ein gewisses Interesse geweckt wurde.

    Na ja, lange Rede und kurzer Sinn: Die nächsten 2-3 Jahre werden wohl zeigen, ob Linux allgemein einen höheren Stellenwert gewinnen wird, wenn auch auf einem eher niedrigen Niveau, aber dann immerhin.