Beiträge von kim88 im Thema „Ubuntu 22.10 - Eine Liebeserklärung ❤️❤️“

    Ich würde mich freuen, wenn die Änderungen auch in die aktuelle LTS-Version einfließen würden.

    Welche Änderungen meinst du? Dass LTS kein GNOME Upgrade erhält ist denke ich klar.

    Die Änderungen von SNAP die ich aufgezählt habe fliessen (bzw sind bereits) in Ubuntu 22.04 ein. Die meisten Firefox/Snap Geschwindigkeit Verbesserungen wurden kurz vor der Freigabe von Ubuntu 22.04.1 freigegeben.

    Und auch das WebExtension Portal kann man unter 22.04 testen, dazu muss man beim Firefox Snap einfach auf den Beta Channel wechseln -> geht sehr einfach über den Snap Store oder halt mit:

    Code
    sudo snap refresh --channel=beta firefox

    Achtung: Ich habe hier mit einer in Entwicklung befindlicher Linux-Distribution herum gespielt. Wenn Du ein Linux-Beginner bist solltest du das nicht(!) tun. Ubuntu 22.10 bekommt zurzeit täglich grosse Aktualisierungen bei denen oft viele Dinge schief gehen können – so startete bei mir z.b. 2mal nach einem Update die grafische Oberfläche nicht mehr.

    Wenn du dich für Ubuntu 22.10 interessierst, dann warte bis zum finalen Release, das gegen Ende Oktober erscheinen wird.

    Über Ubuntu – und mein Verhältnis zur Distribution

    Ihr dürft diesen Abschnitt überspringen ;)

    Ubuntu ist wohl die bekannteste und umstrittenste Linux-Distribution auf dem Linux-Markt. Ich finde Ubuntu zeigt wunderbar auf, wie eben oft die kommerziellen Interessen einer Firma hinter einer Distribution nicht zwingend den Interessen Linux-Community dienen und umgekehrt.

    Das erste mal mit Ubuntu in Berührung kam ich im Jahr 2005, ich probierte Ubuntu 5.04 (oder 5.10 – bin nicht mehr sicher) aus, und wechselte in diesem Jahr von SuSE Linux OSS (heute openSUSE) nach Ubuntu.

    Ubuntu hat zum damaligen Zeitpunkt sehr vieles richtig gemacht. Einfacher Installer (Geburt der Live Umgebungen), keine komplizierten Installationen von Extra-Repositorys um eine mp3 oder eine mkv Datei (die natürlich immer aus super seriösen Quellen stammten) abzuspielen und – in meinem Fall – keine ewiges herum fummeln an der xorg.conf damit mein Display in der richtigen Bildschirmauflösung funktionierte.

    Ubuntu war für mich die erste «Plug & Play» Distirbution, installieren und es funktionierte direkt alles ohne das ich was anpassen oder rumfummeln musste – ziemlich cool.

    Ich bin dann Ubuntu viele Jahre treu geblieben bis im Jahr 2011 der GNOME Desktop durch den Unity Desktop ersetzt wurde. Unity war damals kein schlechter Desktop, aber wie regelmässige Forenleser wissen bin ich ein GNOME Kind und das war ich auch damals schon.

    Ich ging zu der Zeit zu Fedora, dann zu pop_OS! Und später (als pop_OS! angekündigt hat, GNOME durch ihr eigenes Ding zu ersetzen) wieder zu Fedora.

    Zu Fedora habe ich eine gewisse Hassliebe. Ich liebe die GNOME Integration da die wirklich gut ist. Was ich nicht so mag, ist das man für Multimedia-Codecs wieder Extra-Repositories braucht und das allgemein relativ wenig Pakete in den Standard Repositorys sind.

    Das ist der Grund warum ich mir immer wieder die aktuellen Ubuntu Releases anschaue. Mit dem letzten paar Releases – auch mit Ubuntu 22.04 LTS – war ich nicht ganz glücklich. GNOME war immer ein Misch-Masch aus gefühlt 3-4 verschiedenen Releases und wurde nicht wirklich gut gepflegt.

    Zum Testsystem

    Was macht Ubuntu 22.10 anders als dir vorherigen Releases

    Das wichtigste? GNOME ist kein Mischwarenkonzern mehr. Während man bei Ubuntu 22.04 noch versuchte möglichst keine libadwaita Apps in den Paketquellen zu habe, ist bei Ubuntu 22.10 nun alles auf Version 43 und alles auf libadwaita. Sogar gedit wurde durch den neuen GNOME Text Editor ausgewechselt.

    Ubuntu geht hier aber noch einen Schritt weiter. Das Design Team von Ubuntu zeigt nun allen libadwaita Kritikern wie Distributionen trotzt libadwaita noch eigene Akzente setzen können. Ubuntu hat bereits im 22.04 die Akzentfarben eingeführt – Ziel von den GNOME Entwickler wäre es gewesen Akzentfarben auch in GNOME 43 einzuführen – leider wurde das auf GNOME 44 verschoben.

    Das hat die Ubuntu Entwickler aber nicht daran gestört die Akzentfarben in ihr libadwaita-yaru-theme einfliessen zu lassen.

    Bei der Wahl einer Akzentfarbe ändert sich das entsprechende libadwaita Theme. Ganz cool, ist hier die komplette Konsistenz vom Design Team. Das Yaru Theme besteht aus diversen Themes die für einen einheitlichen und konsistenten Desktop-Look sorgen.

    Neben dem libadwaita/yaru Theme gibt es auch ein normales GTK4 Theme, ein GTK3 Theme und ein GTK2 Theme alles jeweils in hell und dunkel und mit Unterstützung für Akzentfarben. Das dürfte in der GNOME-Desktop Welt ziemlich einmalig sein und ist wirklich sehr angenehm.

    Ich bevorzuge übrigens die dunkle Yaru Variante mit einer violetten Akzentfarbe ;)

    Bei diesem Ubuntu Release habe ich das erste mal seit langer Zeit das Gefühl, dass die Ubuntu Entwickler wirklich wieder Liebe in die Desktop Version investiert haben.

    Das GNOME Einstellungsmenü hat nun eine eigene «Ubuntu Desktop» Sektion wo man Einstellungen zu Desktop Icons und zum Ubuntu eigenen Dock vornehmen kann. Alles sehr übersichtlich und nett gemacht.

    Auch Snap hat Liebe bekommen…

    Wenn wir über Ubuntu sprechen, müssen wir auch über Snap sprechen. Ich mache hier keine Pro- und Kontra Diskussion auf, Snap ist ein Teil von Ubuntu und wird es auch in absehbarer Zukunft bleiben.

    Soweit ich es sehen kann bleiben zurzeit Firefox und der App-Store die einzigen Apps die standardmässig per Snap installiert sind.

    Beim Ubuntu 22.04 Release gab es viele kritische Berichte zu Snap einerseits wegen der langsameren Startgeschwindigkeit (beim ersten Start), die fehlende Desktop-Integration (Passwortmanager und GNOME Extensions) und die VAAPI Unterstützung.

    In den letzten paar Versionen von Snap und von Firefox haben Mozilla und Canonical zusammengearbeitet und es gab es einige Anpassungen unf Bugfixes um die Probleme der Startgeschwindigkeit anzugehen.

    Die Änderungen sind extrem vielseitig aber ich versuche die wichtigsten aufzulisten:

    • _Firefox ladet beim Start nicht mehr alle Sprachpakete, sondern nur noch das Sprachpaket das mit der Systemsprache übereinstimmt. (Von dieser Änderung profitieren auxh alle Firefox User die Firefox nicht als Snap installiert haben).
    • _Die Snap-Abhängigkeiten für Firefox (gnome-3.38-x, gtk-common-themes) werden nun mit dem XZ sondern mit dem LZO Algorythmus komrpimiert. LZO kann wesentlich schneller entpackt werden. (Von der Änderungen profitieren alle Snap-Apps die diese Abhängigkeiten nutzen – unter anderem auch Chromium).
    • _Snap basiert auf Squashfs. Squashfs wurde optimiert, so dass es nun mehrere Prozessoren statt nur einen nutzen kann, was ebenfalls einen massiven Geschwindigkeits Boost nutzt.
    • _Snap bekam einige Improvments so das Firefox nun nativ mit Wayland läuft und GPU Beschleunigung (VAAPI) unterstützt → vorerst noch in der Beta.

    Ich persönliche merke auf einer SSD keinen Unterschied mehr ob ich Firefox als Snap oder als APT Paket starte. Ich hab in gewissen Kommentarspalten gelesen, dass man die langsamere Startzeit bei klassischen Festplatten noch spüren kann.

    Unter dem kryptischen Namen gibt es ein neues Portal (Flatpak nutzt die auch) mit dem es möglich ist, dass Erweiterungen von Firefox mit Host-System kommunizieren können.

    In der aktuellen Snap-Firefox Beta Version funktioniert das installieren von GNOME Erweiterungen bereits problemlos.

    Das Portal kann in Zukunft auch für Erweiterungen wie Passwortmanagern genutzt werden.

    Dieses Portal wird zurzeit in Snap ausführlich getestet. Sobald es final freigegeben wird, wird es Mozilla innerhalb von Flatpak testen. Das Portal wurde absichtlich Flatpak kompatibel entwickelt, auch hier profitieren wieder viele weitere Linux-Distributionen von Entwicklungen innerhalb von Snap.

    Sonstiges und mein Fazit

    Wie immer mit einer neuen Ubuntu Version werden auch alle Paketversionen in Ubuntu Universe aktualisiert.

    Das schöne an Ubuntu ist, dass ich so ziemlich alles installieren kann ohne dass ich zusätzliche Repositories brauche. Docker ist da (fehlt z.b. bei Fedora) Multimedia Codecs sind da, und wenn doch was fehlt gibt es noch die Snaps.

    Auch Flatpak ist im Repo vorhanden und kann einfach installiert werden. Das Ubuntu Design Team liefert ihre GTK Layouts auch bei Flathub aus, so dass es auch bei Flatpak Apps zu keinen Inkonsistenten kommt.

    Gerade weil man in Ubuntu gefühlt jede Software installieren kann, war Ubuntu schon immer eine gute Distribution. Dank einem einheitlichen Desktop und einheitlichen Layouts von GTK2 bis libadwaita und einem einheitlichen GNOME dürfte Ubuntu aus meiner Sicht die wohl beste GNOME 43 Distirbution werden. Und – aus meiner Sicht – kann Ubuntu ab Version 22.10 auch wieder bedenkenlos weitermepfohlen werden.