Beiträge von kim88 im Thema „Gnome, libadwaita und der weitere Weg“

    Aktuell ist Mozilla ja scheinbar sogar aus eigenem Bestreben bemüht, Firefox unter Ubuntu auf Snap umzustellen. Das soll wohl auch für die älteren LTS nachgereicht werden. Gefällt Mozilla wohl ganz gut. Das wird sicher bedeuten, dass man offizielle Repositories früher oder später abstellen wird. Natürlich nutzen nicht alle Distros Snap. Ich folgere also mal, dass man dann darauf kommen könnte, zusätzlich auf Flatpak zu setzen. Dann muss man im Prinzip nur noch zwei "Quellen" bedienen und man kann Updates schnell und einfach selbst ausfahren.

    Jein - ich glaub Mozilla ist es egal ob Flatpak, Snap, DEB oder sonst was. Mit Ubuntu haben sie Snap forciert - weil das halt der "Ubuntu weg" ist. Bei Linux Mint nutzen sie das DEB Paket das nun offiziell von Mozilla kommt.

    Ich glaub Mozilla will vorallem, dass auch unter Linux ihre Firefox Builds benutzt werden - und nicht die Distributionsbuilds. Und das kann ich ein Stück weit nachvollziehen.

    Gerade bei LTS- Distributionen oder so dingen wie Debian ist Firefox halt eine Qual. Das offizielle Linux, Windows und MacOS Binary wird von Mozilla immer mit den aktuellsten Compiler und den aktuellsten Bibliotheken gebaut.

    Während bei Ubuntu LTS oder Debian das Firefox Paket halt mit dem veralteten Compiler und veralteten Bibliotheken baut - nachher hast du auf Reddit die Diskussionen - warum Chrome auf Ubuntu so viel schneller ist als Firefox - dabei ist das gar nicht die Schuld von Mozilla.

    Daher ich denke Mozilla will einfach ihre eigenen Binaries ausliefern - egal über welches Paketformat.

    Unter dem Gesichtspunkt - und hier komme ich nun wieder ins Thema zurück - wäre es interessant, wie es sich da künftig mit solchen Containern verhält. Denn aktuell bringen die anscheinend ja ihr eigenes Theme mit. Zumindest kann ich bei Flatpak weder das Design ändern, noch sieht es bei aus wie die restlichen Apps.

    Öhm sowohl Flatpak wie auch Snaps unterstützen Theming.

    Bei Flatpak sind wohl alle populären GTK Themes hinterlegt. Hier als Beispiel folgendes ins Terminal eingeben:

    Code
    flatpak remote-ls flathub | grep org.gtk.Gtk3theme

    Das ergibt bei mir folgendes Bild:

    Das gleiche bei Snap einfach nach "theme" suchen.

    Sowohl Flatpak wie auch Snap bieten dann noch die Möglichkeit an, ein lokal installiertes Theme zu nutzen:

    Bei Flatpak muss man dazu den Themeordner freigeben, und dann Flatpak mitteilen welches Theme verwendet werden soll:

    Code
    sudo flatpak override --filesystem=$HOME/.themes
    sudo flatpak override --env=GTK_THEME=name-vom-theme

    Bei Snap geht das ähnlich, da muss man die Starter der Programme entsprechend anpassen:

    Code
    GTK_THEME=Adwaita:dark snap run gnome-system-monitor

    Das öffnet den Gnome System Monitor der als Snap installiert ist im dunklen Adwaita Theme.

    Egal ob Snap oder Flatpak das ganze funktioniert natürlich nicht mit libadwaita Apps, da die ihr eigenes Theme nutzen.

    Vielleicht noch als Kontext spannend. Die allererste Version GTK3 also 3.0 kam gegen Ende März 2011 raus.

    Firefox hat dann später angefangen Stück für Stück Elemente von GTK2 zu GTK 3 portieren - eine Zeit lang (mehrere Jahre) brauchte Firefox sowohl GTK2 wie auch GTK3 als Bibliothek installiert, damit er funktionierte.

    Der erste Firefox der komplett auf GTK3 portiert und keine GTK2 Module mehr nutzt war Firefox Version 59 - der kam am 13. März 2018 raus, also 7 Jahre nach dem ersten GTK3 Release - und kurz vor dem Support Ende vom GTK 2 bzw. dem Release von GTK4.

    Ich würde da jetzt nicht mit einer schnellen Portierung rechnen.

    Die letzte aktuelle GTK3 Version ist: 3.24 die stammt vom 3. September 2018.

    Die wird zurzeit als "oldstable" beim GTK Projekt geführt und weiterhin mit Sicherheitspatches versorgt, aber es wird nicht mehr weiter entwickelt.

    Es gibt zurzeit noch kein Datum wann GTK3 End-of-Life wird, also keine Aktualisierungen mehr bekommt. GTK2 ist z.b. erst bei Release von GTK4 aus dem Support gefallen.

    Man kann daher davon ausgehen das man GTK3 noch ziemlich lange verwenden kann. Soweit ich weiss (lass mich da aber gerne belehren) gibt es noch nicht mal Pläne für GTK5 geschweige, dass hier schon irgendjemand irgendwas programmiert hat.

    Aber ja, früher oder später werden alle Projekte die GTK3 nutzen auf GTK4 aktualisieren müssen, das gilt auch für Mate und für Cinnamon - aber besondere eile herrscht hier nicht.

    Hier gab und gibt es dann aber auch viele Falsch Informationen - also Projekte die Angst haben, dass sie mit GTK4 nicht mehr selber Themes nutzen können und Oberflächen frei gestalten können - das ist aber Quatsch.

    GTK4 ist nicht gleich libadwaita. Du kannst problemlos eine GTK4 App ohne libadwaita bauen, und die so gestalten wie du möchtest - GTK4 hat auch weiterhin Theme Support. Klar bestehende GTK3 Themes müssen für GTK4 angepasst werden, das mussten sie aber auch beim wechsel von GTK2 auf GTK3.

    libadwaita ist keine GTK Bibliothek sondern eine Gnome Bibliothek, die auf GTK4 aufbaut. Daher Gnome Apps werden mit libadwaita gebaut - und nutzen daher automatisch GTK4 und die Gnome eigene Layouts und Design.

    Aber nicht jede GTK4 App ist eine libadwaita App. Daher Anwendungen wie LibreOffice (GTK), Firefox (GTK), Gimp, etc sind alles keine Gnome Apps die werden früher oder später auf GTK4 migriert - ich bezweifle allerdings, dass die auf libadwaita migrieren.

    Cool für das eigene Thema.

    Das mit den unterschiedlichen Designs ist ein Übergangsproblem - eben weil es Apps gibt die noch nicht auf GTK4/libadwaita aktualisiert wurden.

    Eine Distribution die den Desktop anpasst würde wohl das GTK3-libadwaita Thema als Legacy Theme vorinstallieren, damit es nicht so auffällt. Fedora liefert Gnome aber immer so aus wie es ist.

    Mit dem Adwaita GTK3 Theme fällt das ganze kaum mehr auf: https://github.com/lassekongo83/adw-gtk3

    Bei Gnome wird sich das Problem relativ bald lösen. Viele Apps sind schon nachgezogen und mit Gnome 43 müssten alle Core Apps - ready sein.

    Nautilus 42 würde es ja schon als GTK4 Port geben - wurde aber im letzten Moment noch als "Beta" klassifiziert da es ein paar Probleme gab und die Codequalität vom Port nicht sauber war. Inzwischen ist da viel Arbeit eingeflossen und Nautlus 43 - wird libadwaita sein.

    Die Problematik wird wohl grösser bei anderen Desktops. Wenn du z.b. unter KDE Gnome apps nutzt kannst du dort ja ein "Legacy GTK" Theme einstellen, das dem KDE Theme gleicht und so sahen die Gnome Apps nicht wir ein kompletter Fremdkörper aus - auch das wird in Zukunft nicht mehr gehen. Gnome App (mit libadwaita) wird immer gleich aussehen egal unter welchem Desktop.

    Im Grunde geht Gnome da ein bisschen den Weg der elementaryOS mit Pantheon vorgegeben hat. Eine Pantheon App sieht auch immer wie eine Pantheon App aus und respektiert keine installierten Themes.

    Man darf hier etwas wichtiges nicht vergessen: Seit Gnome 3 hat Gnome nie offizielle "Themes" unterstützt. Das "gnome-tweaks" Programm das du zeigst ist keine offizielle Gnome App - und die Systemeinstellungen von Gnome hatten nie die Möglichkeit Themes auszuwählen - Neu ist das man "hell" und "dunkel" wählen kann.

    Daher rein theoretisch hat sich nichts verändert - bzw sogar etwas verbessert User können nun Dark und Ligth Mode wählen (und ab Gnome 43 noch eine Akzentfarbe). In der Praxis hat sich für viele natürlich verschlechtert - weil Themes (die zwar nie offiziell unterstützt waren) nicht mehr funktionieren.

    Ich persönlich bin da Pragmatiker - ich hatte nie Interesse an Themes - als ich Ubunut nutzte hatte ich das Human Theme, Bei Fedora das Adwaita Theme, bei Pop OS ihr komisches Grün Theme, usw - ich hab einfach immer das genutzt was gerade installiert war - mein Arbeitsablauf ändert sich nicht ob ich nun einen Ordne anklicke der grau, blau oder grün ist - aber ich bin da eigen ;)

    Zu den Erweiterungen

    Soweit ich weiss gibt es im Moment kein Bestreben die Erweiterungsschnittellen zu kappen. Eher das Gegenteil ist der Fall, man versucht die Schnittstelle zu stabilisieren - so das Erweiterungen nicht gefühlt bei jedem Release neu geschrieben werden müssen.

    Auch hier wieder Enterprise Hintergrund. Alle 3 grossen Player - Red Hat, Suse und Ubuntu liefern ihr Gnome mit standardmässig vorinstallierten und aktiven Erweiterungen aus. Daher mach ich mir um diese Schnittstelle nicht so sorgen.