Erinnert sich noch jemand von euch an Ubuntu One?
Ubuntu One gibt es heute noch und ist heute im Grunde der "Ubuntu Login". Ein "Single_Sign-on" Login von Canonical. Also ein Login-Dienst der im Grunde wie der "Login mit Google", "Login mit Facebook", "Login mit Apple", etc Button funktioniert. Mit dem Unterschied, dass Canonical den einfach nur für ihre eigenen Dienste und nicht für Dritt-Anbieter freischaltet.
Ursprünglich ist Ubuntu One aber nicht nur als "Login-System" sondern als Paket mit diversen Diensten das im Mai 2009 gestartet ist und bei Ubuntu damals vorinstalliert war - erstmals mit Ubuntu 9.04.
Wenn man sich einen kostenlosen Ubuntu One Account erstellt hat, hatte man damit 5GB kostenlosen Cloud-Speicher. Die Cloud Speicher funktionierte genau so wie wir es auch heute von Dropbox, OneDrive, etc kennen.
Kontakte
Neben den 5GB Cloud Speicher gab es auch die Möglichkeit seine Kontakte in die Ubuntu Cloud zu schieben. Dazu wurde ein Thunderbird Addon geschrieben, dass die Kontakte direkt in Thunderbird eingebunden hat. Wenn man in Thunderbird einen neuen Kontakt erstellt hat wurde der automatisch mit allen Geräten synchronisiert, bei denen Ubuntu One mit dem entsprechenden Account aktiv war.
Neben dem Thunderbird Addon gab es auch ein Addon für Evolution.
Notizen
Auch seine Notizen konnte man direkt über Ubuntu One synchronisieren. Dazu wurde ein Addon für die Notizverwaltungsapp Tomboy geschrieben.
Ubuntu One Music Store
Der Ubuntu One Music Store war eine Möglichkeit wie z.b. bei iTunes direkt Musik (einzelne Songs oder ganze Alben) zu kaufen. Im Gegensatz zu iTunes waren die gekauften MP3 DRM-frei.
Der Ubuntu One Music Store war durch Addons direkt in Rhythmbox und in Banshee eingebunden. Es war ebenfalls ein Addon für den KDE Musikplayer Amarok in Arbeit - der aber nicht fertig gestellt wurde.
Ubuntu One Music Store in Ryhtmbox
Mobile Plattformen
Neben der Ubuntu One Sync App und den vielen Addons die entwickelt wurden, gab es auch jeweils eine App für Android und iOS damit man Kontakte, Notizen und seine Dateien auch auf diese Geräte synchronisieren konnte.
Die App hat damals die Möglichkeit geboten, dass z.b. Fotos automatisch synchronisiert werden.
Der etwas später veröffentlichte Dienst "Ubuntu One Music Streaming Service" war in einer eigenständigen App.
Andere Betriebssysteme
Cloud- und Syncservices machen wenig Sinn, wenn sie nicht überall funktionieren. Das war damals auch Canonical klar deswegen gab es auch Apps für Windows und Mac OS X. Auf die ich hier aber nicht weiter eingehen werde.
Finanzierung:
Die Idee von Canonical war es durch die Einnahmen von Ubuntu One einen Teil der Finanzierung des Ubuntu Desktops wieder reinzuholen. Dazu wurde zusätzlicher Speicherplatz (in jeweils 20GB) Paketen verkauft.
Etwas später wurde der "Ubuntu One Music Streaming Service" vorgestellt, der dann nochmals extra gekostet hat.
Im Sommer 2014 wurde der Dienst leider eingestellt. Einerseits weil er kaum genutzt wurde und anderseits weil sich Canonical sein Geschäftsmodell zukünftig mehr für Server und IoT Systeme als für klassische Desktop-Systeme ausrichten möchte.
Und heute?
Egal ob heute jemand ein Windows, Mac OS, Android oder Chrome OS Gerät einrichtet. Es ist eigentlich bereits selbstverständlich, dass man dazu ein Apple, Google oder Microsoft Account hinterlegt und Kontakte, Kalender Notizen etc quer über die Geräte synchronisiert werden.
Nur unter Linux scheint es das nicht zu geben - ich finde es schade das Canonical damals Ubuntu One eingestellt hat (und ja ich war Kunde 😅) - aber es wäre auch heute noch für den Linux Desktop gerade für ein Einsteiger eine einfache Möglichkeit - so eine Synchronisation die überall selbstverständlich ist direkt zu haben.
Indirekt können wir sagen, eigentlich haben wir ja so was heute mit NextCloud. Aber hier müssten die Linux-Desktops einfach besser werden. Der NextCloud Client müsste standardmässig installiert und auch bei Point-Release Distributionen jeweils aktuell sein.
Auch müsste die Einrichtung der NextCloud direkt im First-Run-Wizard eingebunden werden. Und gerade grössere Distributionen wie z.b. Linux Mint könnten ein eigenes NextCloud Hosting anbieten. Wo man kostenlos ein paar GB Speicher bekommt - und zusätzlich Speicher verkauft wird - so wie man es eben kennt.
Auch der NextCloud Client selbst muss aber noch besser werden. Der muss in der Lage sein, dass er die Card- und CalDav Verbindungen direkt automatisch in Thunderbird, Gnome, KDE, etc einbinden kann - ohne das ein Nutzer das manuell konfigurieren muss.
NextCloud öffnen, Benutzername und Passwort eingeben - und Sync von allem was geht sollte direkt da sein.
Natürlich soll das ganze optional bleiben. Aber die das ein Betriebsystem automatisch deine Daten synchronisieren kann ist heute einfach Standard - und Linux Distirbutionen die von sich selber sagen "wie sind für Anfänger", "Benutzerfreundlich" und "alles was bei Windows geht geht bei uns auch" sollten sich über solche Cloud-Services zwingend Gedanken machen.