Neuster Kernel, custom Kernel oder Standard Kernel?

  • Distrowahl
    Linux Mint

    Hallo,

    ich habe Linux Mint ja auf meinem Gaming PC installiert. Dort habe ich alles mögliche, was man so zum zocken braucht installiert und halte es auf dem neuesten Stand.

    Zur Zeit habe ich den Kernel, der bei Mint dabei ist installiert und Update den jedes mal, sobald ich über den Paketmanager ein Update angezeigt bekomme.


    Nun Frage ich mich, ob man auch "einfach so" einen neueren Kernel installieren kann/sollte? Gerade wegen "neuer" Hardware und aus der Gaming-Sicht.

    Mint 22 kommt ja mit der Version 6.8, aber es gibt ja auch schon als Stable 6.11 und 6.12 als RC.

    Zudem gibt es ja dann noch xanmod, tkg und so weiter. Bestimmt noch einige, mir mit Sicherheit auch Unbekannte Kernel.


    Die Frage ist nun, kann oder sollte man das machen? Ich habe positives und negatives darüber gelesen. Unter anderem, dass Mint z.b. keinen Support bietet, sobald man nicht den eigenen Kernel bzw. Standardkernel nutzt.

    Sind Customkernel fehleranfälliger? Unsicherer? Was für Auswirkungen kann sowas denn haben?


    Klar wäre, vorher Timeshift nutzen und dann ne Kernel testen, aber würde sich sowas lohnen?


    Nutzt ihr einen Customkernel, oder doch immer nur den Standardkernel, bzw. den, der bei der jeweiligen Distribution dabei ist?


    LG taker

  • kann oder sollte man das machen? I

    Kann man - Du kannst beim Start in Grub ja auf den älteren Kernel zurück gehen, wenn's nicht klappt.

    Andererseits warum? Wenn alles läuft würde ich es so lassen.

    Vom Gaming habe ich allerdings keine Ahnung.

  • Moin,

    meiner Erfahrung nach, wirst Du mit einem manuell hinzugefügten neueren Kernel keine optimierung erreichen,
    es sei denn es gibt jetzt gerade Fehler oder Komplikationen - Dann kann man natürlich einen neueren testen und
    schauen, ob es besser läuft.


    Wenn die Distribution eine neue Kernel Version ausliefert, sind ja eigentlich alle Abhängigkeiten von Bibliotheken, Kernel Modulen, etc. bei bedarf natürlich auch mit einem Update auf die kompatible Version gebracht.

    Das kannst Du, wenn Du manuell einen neueren Kernel installierst schwer gewerleisten.
    Ich glaube schon, dass es da dann - ob nun mit Treibern oder Bibliotheken zu ungewollten Effekten kommen kann.

    Ein Beispiel für ein Custom-Kernel:

    Du nutzt kein BTRFS aber das Modul ist im mitgelieferten Kernel und wird bei bedarf mit geladen.
    Könnte man dieses bei einer neu kompilierung weg lassen. Ob das ein Mehrwert ist - im vergleich zu der Arbeit die Du da dann rei steckst, muss jeder für sich selber entscheiden.

    Aber ich bin auch gespannt, wie andere das sehen. :)

  • Wenn alles zur Zufriedenheit funktioniert dann lass es am besten so wie es ist.

    Wenn es dich doch in den Fingern juckt und ein neuerer Kernel in Probleme läuft jederzeit im Grub wieder den alten Kernel booten, wie Borrtux schon geschrieben hat.

    Darfst den alten Kernel nur nicht löschen... Es ist sowieso ratsam immer ein oder zwei ältere Kernel installiert zu haben.

    System: CPU: Intel I5 14600KF , RAM: 32 GB , GPU: AMD Radeon RX7800XT, OS: Fedora 41 Workstation

  • Du kannst die mainline Kernel via ppa hinzufügen um "immer" den neusten kernel zu haben und zu updaten

    Code
    sudo add-apt-repository ppa:cappelikan/ppa
    sudo apt update
    sudo apt install mainline

    Aber meine Erfahrung ist auch das es nicht wirklich Sinn macht wenn du keine Hardware Probleme hast, nutze den von Mint bereit gestellten. Die Fälle wo neuere Kernel eher Probleme bereiten sind nicht so selten wo Hardware die vorher funktionierte auf Grund von Änderung dann Probleme macht und bis da alles wieder gefixt ist sind die auch in den offiziellen quellen.

  • Inwiefern andere Kernel "besser" laufen, lässt sich pauschal nicht beantworten.

    Selbst theoretisch in Benchmarks gemessene Verbesserungen können auf deinem System völlig anders aussehen. In den meisten Fällen wird man aus Anwendersicht wie bereits zuvor erwähnt keine Änderungen bemerken, wenn bislang alles läuft.

    Bis es letztlich mal zu einer Grafikausgabe auf deinem Bildschirm kommt, gibt es eine komplette Pipeline von Komponenten (u.a. GPU Hardware, Kernel, Firmware, Treiber, Mesa, Fenstermanager, Kompatibilitätslayer (Proton) und wat noch). Da ohne Grund rumzufummeln ist meist mehr Fluch als Segen.

    Gruß aus Taiwan

  • Okay, verstehe. Also unterm Strich, never touch a running system. :D

    Wobei es gehen würde, aber trotzdem zu Problemen kommen könnte.

    Aber gut zu wissen, dass man eben einfach wieder den alten Kernel im Grub wählen kann, falls der neuere Probleme bereiten sollte. :)

    Jetzt mal blöd gefragt...mal angenommen, man macht das jetzt, hat nur noch den Kernel drauf, der nicht mehr geht und keinen zum "ausweichen" - wie bekommt man dann einen anderen Kernel installiert? Ist das dann über Grub und dort der Eingabeaufforderung eigentlich möglich?

    (Ich hatte mal ein ähnliches Problem und konnte dort irgendwie über TimeShift wieder meinen Snapshot einspielen. Also muss es doch gehen, oder? Oder hat man da keine Internetverbindung und kann nichts runterladen?)


    Und nochmal anders gefragt...wenn man das System eher so lassen sollte, also mit dem Kernel der mit der Distro kommt, wieso gibt es dann Custom-Kernel überhaupt? Wäre ja irgendwie doof, wenn man dann diese baut, benutzt und nix läuft. :D

    Oder denke ich da falsch...? Ich denke mal laut. Wenn meinetwegen nun Linux Mint 22 mit Kernel 6.8 kommt, dann muss ich mir einen Custom-Kernel suchen, der darauf aufbaut, oder der Coder gibt direkt an, dass sein Kernel dann auch mit LM22 laufen würde?


    Und was ist mit diesen Bleeding Edge Releases? So wie ich das verstehe, sind das IMMER die neusten Version von allem? Wieso gibt es dann sowas? Ok, außer es kommt meinetwegen morgen eine komplett neue CPU oder Grafikkarte raus...dann wird da ja so schnell wie möglich die Unterstützung dafür kommen. Aber sonst...?


    Steige da noch nicht sooooo ganz durch. :D

  • never touch a running system

    Falsch. Dein running System wird du immer auch durch Sicherheitsupdates touchen müssen. Richtiger wäre in dem Fall "Wenn etwas nicht kaputt ist, dann versuche es nicht zu reparieren" (If it ain't broken, don't fix it)

    mal angenommen, man macht das jetzt, hat nur noch den Kernel drauf, der nicht mehr geht und keinen zum "ausweichen" - wie bekommt man dann einen anderen Kernel installiert? Ist das dann über Grub und dort der Eingabeaufforderung eigentlich möglich?

    So ähnlich. Das Stichwort dazu lautet chroot, die Details würden hier jetzt aber zu weit führen.

    wenn man das System eher so lassen sollte, also mit dem Kernel der mit der Distro kommt, wieso gibt es dann Custom-Kernel überhaupt?

    Für Enthusiasten, die auch das letzte bisschen Leistung aus dem System holen wollen oder auch für Spezialisten, bei denen ein Custom-(Echtzeit)-Kernel schon Vorteile bringt, z.B. für die Musikproduktion.

    Wenn meinetwegen nun Linux Mint 22 mit Kernel 6.8 kommt, dann muss ich mir einen Custom-Kernel suchen, der darauf aufbaut, oder der Coder gibt direkt an, dass sein Kernel dann auch mit LM22 laufen würde?

    Ein Linux Kernel ist ein Linux Kernel. Der ist nicht abhängig von der Distribution.

    Und was ist mit diesen Bleeding Edge Releases? So wie ich das verstehe, sind das IMMER die neusten Version von allem? Wieso gibt es dann sowas? Ok, außer es kommt meinetwegen morgen eine komplett neue CPU oder Grafikkarte raus...dann wird da ja so schnell wie möglich die Unterstützung dafür kommen. Aber sonst...?

    Es gibt noch ein wenig mehr als CPU und Grafikkarten, z.B. Mainboards, Chipsätze, Netzwerk, WLAN, Bluetooth usw. Auch gibt es in neueren Kerneln auch immer wieder Verbesserungen bestehender Funktionen und natürlich Sicherheitsaktualisierungen, obwohl diese auch natürlich in ältere, noch unterstützte Kernel eingebaut werden.

    Man kann halt in der Regel immer nur davon ausgehen, dass der Standard erst mal so für die Allgemeinheit passt. Und wenn das bei einem alles passt, dann gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern. Das bedeutet aber nicht, dass der Standard dann für alle gleich gut ist.

    Mit ein wenig mehr Erfahrung ist das Ausprobieren anderer Kernel heutzutage keine große Sache mehr, aber wenn für den Anfang alles läuft, dann gibt es meines Erachtens wichtigere Dinge, die man erst mal lernen sollte, z.B. Umgang mit einem nicht startenden System, Analyse von Fehlermeldungen usw.

    Gruß aus Taiwan

  • tzt mal blöd gefragt...mal angenommen, man macht das jetzt, hat nur noch den Kernel drauf, der nicht mehr geht und keinen zum "ausweichen" - wie bekommt man dann einen anderen Kernel installiert? Ist das dann über Grub und dort der Eingabeaufforderung eigentlich möglich?

    Naja du musst, wie bereits geschrieben, von einem lauffähigen system chrooten, also bei einem laufenden Kernel dass wurzelverzeichniss "verschieben".

    Denn die RescueShell von Grub kann so etwas nicht leisten.

    Ein Linux Kernel ist ein Linux Kernel. Der ist nicht abhängig von der Distribution.

    Hmm dass stimmt so nicht ganz, die meisten Distributionen nehmen änderungen am Kernel vor, und zwar nicht nur an den Configs sondern in geringem Maße auch am Quellcode.

  • Hallo,

    das Thema und die Frage
    "Neuster Kernel, custom Kernel oder Standard Kernel?" vom taker-`
    ist bestimmt auch für spätere Leser spannend.

    Daher hier einmal den offiziellen Link zu den Kernel Archiven mit der Erklärung zu den jeweiligen Releases:

    The Linux Kernel Archives - Releases

    Dazu möchte ich nochmal explizit darauf eingehen, dass es gerade dieses Alleinstellungsmerkmal ist, welches Linux gegenüber anderen Betriebssystemen so interessant macht. Nämlich die Möglichkeit, den Kernel an seiner Hardware anzupassen.
    Ob das im Consumer-Hardware Bereich, wo eh schon fast alles unterstützt wird Sinn macht, sei mal dahin gestellt.

  • Nämlich die Möglichkeit, den Kernel an seiner Hardware anzupassen. Ob das im Consumer-Hardware Bereich, wo eh schon fast alles unterstützt wird Sinn macht, sei mal dahin gestellt.

    Dass stimmt, aber es geht ja auch in die andere Richtung und zwar die unterstützung für nicht benötigte Hardware aus dem Kernel zu entfernen, oder fest in den Kernel zu integrieren anstelle von Modulen.

  • Also ich sehen es wie meine Vorredner :)

    Also ich spiele unter Mint ohne Probleme bzw. mit wirklich guten Frames.

    Wenn man das System optimieren will, gibt es verschiedene Möglichkeiten, aber da reicht es nicht einfach nur den Kernel gegen einen aktuelleren zu tauschen. Deshalb gibt es spezielle Distros, die das einen abnehmen, wie z.B. Nobara, CachyOS, GarudaOS usw. Die sorgen dafür, dass das ganze System mit allen notwendigen Abhängigkeiten und Optimierungen quasi Startklar ausgeliefert wird.

    Ich habe bei Kollegen Nobara wegen HDR getestet, weil Mint das leider nicht von Haus aus anbietet und der Kollege wollte unbedingt mit HDR zocken. Bei Nobara klappt das, obwohl der Status für HDR noch experimentell ist. Ein neuer Kernel alleine hätte keinen HDR-Support gebracht. Deshalb gibt es die besagten Distros, damit man mehr rausholen kann, wenn es denn notwendig sein sollte. 8)

    Linux Mint 22 Hauptdistro8)

  • Im Normalfall macht "manuell" neuen Kernel installieren nur unter zwei Umständen Sinn:

    1. Du hast moderne Hardware die mit dem älteren nicht läuft, weil dort noch die Treiber fehlen.

    2. Du hast ein Notebook und in einem neuen Kernel wurden an den Komponenten die bei dir verbaut sind massiv was geschraubt, das mehr Energiesparung bringt und das willst du für bessere Akkulaufzeit haben.

  • Hmm dass stimmt so nicht ganz, die meisten Distributionen nehmen änderungen am Kernel vor, und zwar nicht nur an den Configs sondern in geringem Maße auch am Quellcode.

    Du hast natürlich Recht, aber ich bezog mich auf die Frage, ob man bei custom Kerneln wie z.B. liquorix irgendwie darauf achten muss, ob dieser auf dem Standard Kernel des System "aufbaut". Wenn der custom Kernel für die Distro installierbar ist, ist er auch die Distro geeignet, vielleicht hätte ich einfach den zweiten Teil der Frage mit Ja beantworten sollen.

    Dass der Frageersteller seinen eigenen Kernel kompiliert und in sein System einbindet ist ein Projekt, dass ich hier jetzt nicht unbedingt erwarten würde.

    Gruß aus Taiwan

  • Ok, jetzt ist es für mich verständlich. Danke für diese Infos. :)

    Dann bleib ich bei meinem Kernel und versuche da nix. Es läuft auch soweit alles bei mir.

    Paar Spiele zicken als mal rum, aber jo gut. Größtenteils gehen bei 3 Dinge nicht:

    -Counter-Strike 2 (schlechte Performance, laggy, trotz hohen FPS)

    -gewisse Spiele, die Anti-Cheat benötigen, was unter Linux nicht geht. Aber das ist nicht die Schuld vom OS

    -HDR


    Deshalb habe ich halt nebenbei noch Windows 11 laufen. Ich wollte auch schon ein "Gaming"-OS nebenbei installieren, wie z.B. Nobara oder PopOS, aber da ich halt nebenbei Win11 habe und zwingend Secureboot usw. brauche, kann ich das nicht installieren, weil keine Unterstützung für das Gedöns mit kommt und dann bootet es nicht.

    Vllt. mache ich auch was falsch, keine Ahnung.


    Wäre das aber eine Möglichkeit, wenn ich Secureboot deaktiviere, dann das weitere OS installiere und dann wieder Secureboot anschalte? Oder bootet das dann trotzdem wieder nicht?


    Lg

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