Die Schlacht um den Desktop: Eine Geschichte von Freiheit, Verrat und Visionen in der Linux-Welt

  • kim88 hat einen neuen Artikel veröffentlicht:

    kim88
    June 7, 2025 at 10:49 PM

    Quote
    Stell dir ein digitales Schlachtfeld vor. Auf diesem Feld kämpfen nicht Armeen, sondern Ideen. Es geht um Freiheit, um die perfekte Benutzererfahrung und um die philosophische Frage, wie Software sein sollte. Willkommen in der turbulenten Welt der Linux-Desktops. Während Windows und macOS ihre Nutzer in wohlgeordnete Gärten sperren, tobt hier draußen ein ewiger, kreativer Sturm. Die Vielfalt von Projekten wie KDE, GNOME oder Xfce ist kein Zufall – sie ist das Ergebnis von tiefen Gräben, brillanten Visionen und erbitterten Kontroversen.
  • Solange Linux auf diesem Schlachtfeld aber mehr kämpft als kreativ zu sein, wird es nie eine Chance gegen Windows und macOS haben. Das ist die traurige Wahrheit. Es reicht nicht, sich auf der "guten" Seite stehend zu fühlen.

    Ich arbeite jetzt seit über 35 Jahren mit Computern und seit 3 Jahren mit Linux. Das Fazit ist durchaus ernüchternd. Ich werde natürlich weiterhin Linux nutzen, aber mein aktueller Laptop hat mittlerweile nur noch Windows drauf, der Backup Laptop wird für Linux genutzt. Dazu noch ein Mac mini mit macOS. Der Hauptgrund dafür ist dieses Schlachtfeld, dass mir über die 3 Jahre immer unangenehmer geworden ist. Nicht wegen der Distros, sondern der Communities. Recht haben, sich als was Besseres fühlen als alle, die Linux nicht als heiligen Gral ansehen. Diese Community ist größtenteils eine Ausnahme - deswegen bin ich auch nur noch hier - aber es gibt immer noch zuviele von den Gralshütern. Und dieses Verhalten wird die Leute nie zu Linux bringen.

    Bitte keine Diskussion, der Artikel von kim ist grundsätzlich gut, aber ich werde und muss meine OS Wahl nicht rechtfertigen. Eine Meinung, die ich loswerden musste, mehr nicht.

    Multi-OS Nutzer ohne Vorurteile und billiges Bashing.

  • Der Linux Desktop bietet eine ganze Reihe unterschiedlicher Motive, die mir sehr gut gefallen. Leider habe ich auch nach 5 Jahren nicht wirklich viel Ahnung, wie ein Linux Betriebssystem eigentlich genau funktioniert. Viele Dinge sind für mich nach wie vor "böhmische Dörfer", aber ich habe mich damals bewusst für ein Linux Betriebssystem entschieden. Der Umstieg klappte dank einer tollen Anleitung problemlos. Eine Rückkehr zu Windows halte ich für ausgeschlossen, zumal mein doch schon betagter Laptop nicht mal mehr das letzte Upgrade von Windows 10 bekam. Linux läuft, abgesehen von easy diffusion, reibungslos. Naja, und eines Tages gibt es auch einen anderen Laptop, dessen Prozessor dann auch easy diffusion "verkraften" kann. :love:

    Stefan Nawrath

    Linux-Nutzer seit 2020, zuvor Windows XP, 7, 10. Nachdem es von Microsoft keine Sicherheits-Updates mehr gegeben hatte und mein Laptop für Windows 11 ungeeignet erschien, wechselte ich zu Ubuntu 16.04, dann immer so weiter!:)Seit dem 24.07.2025 arbeite ich nun mit Linux Mint 22.1 und bin damit mehr als zufrieden.:love:

  • Vielen Dank für den Ausflug in die Historie der doch sehr unterschiedlichem Desktops und ihrer Forks. :)

    terra PC-Micro 6000C GREENLINE von Wortmann AG mit Intel Core i5-1334U / Intel Iris Xe Graphics / SODIMM Samsung M425R2GA3PB0-CWM 2 x 16 GB = 32 GB / WD Red SN700 NVMe SSD 2 x 500 GB = 1 TB / Mainboard Clevo R100AU mit UEFI von insyde Software

  • Super Artikel - Super Spannend :)
    Die Vielfallt und Freiheit,
    sich für seine Zwecke das funktionell und gestalterisch Beste raus zu picken,
    um seinen Workflow individuell das idealste zu bieten, ist in der Betriebssystem-Welt eigentlich Einzigartig.
    Ein Alleinstellungsmerkmal für Linux.
    Also keine Schwäche sondern eine Stärke m.M.n.

  • Danke für diesen kompakten Streifzug durch die DE-Geschichte unter Linux. Was vielleicht noch angemerkt werden kann, ist dass trotz der Differenzen zu Beginn mittlerweile auch über Desktop-Grenzen hinweg gearbeitet wird und so die Vielfalt unter Linux eine Stärke bleibt.

    I use Arch btw! ;)

  • Ein Artikel, der das Thema anders beleuchtet :)
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    Jenseits der Schlacht: Die stille Evolution des Linux-Desktops – Eine Geschichte von Vielfalt, Synergien und robustem Wachstum

    Manchmal wird die Geschichte des Linux-Desktops als eine "Schlacht" erzählt – eine Saga von Spaltungen, Lizenzkriegen und Nutzerunzufriedenheit, die zu einer verwirrenden Vielfalt an Desktop-Umgebungen führte. Doch diese Darstellung, so dramatisch sie auch klingen mag, verkennt die tieferen Realitäten und die einzigartige Natur der Open-Source-Entwicklung, die sich in einer Zeit geringer Marktanteile und knapper Ressourcen entfaltete. In Wahrheit war es weniger eine zerstörerische Schlacht als vielmehr eine dynamische Evolution, angetrieben von Notwendigkeit, Philosophie und unerwarteten Synergien.

    Blicken wir zurück auf die entscheidenden Jahre, als Linux auf dem Desktop noch ein winziger, idealistischer Nischenplayer war, dessen Marktanteil weit unter zwei Prozent lag. Im Gegensatz zu den milliardenschweren Giganten wie Microsoft und Apple, die mit Heerscharen von bezahlten Entwicklern und riesigen Marketingbudgets ihre Betriebssysteme vorantrieben, entstand der Linux-Desktop aus der Leidenschaft und Freizeit von Freiwilligen. Es gab keine zentrale Behörde, die eine einzige Vision durchsetzen konnte oder ein Budget, um alle in eine Richtung zu zwingen. In diesem Kontext war ein Paradigmenwechsel, ein radikaler Umbruch oder auch nur eine tiefgreifende Designentscheidung, alles andere als einfach. Es musste ein anderer Weg gefunden werden, und dieser Weg war das, was man umgangsweise als "Bananensoftware" bezeichnet: Software, die "beim Kunden reift". Dieses Konzept, das in der proprietären Welt oft als Mangel belächelt wird, war im Open-Source-Bereich eine Notwendigkeit und zugleich eine Stärke. Man veröffentlichte früh, die Nutzer testeten und gaben Feedback, und das Projekt entwickelte sich in einem iterativen Prozess, der durch ständige Rückmeldungen und Anpassungen reifte – ein organisches Wachstum statt einer streng kontrollierten Inkubation.

    Diese einzigartigen Entwicklungsbedingungen förderten nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Synergien. Die ursprüngliche "Spaltung" zwischen KDE (mit Qt) und GNOME (mit GTK) war zwar zunächst von Lizenzfragen und unterschiedlichen Designphilosophien geprägt, führte aber nicht zu einem Stillstand, sondern zu einem gesunden Wettbewerb und parallelen Innovationsschüben. Jedes Projekt versuchte, die Stärken des anderen zu adaptieren oder eigene, bessere Lösungen zu finden. Wenn eine Funktion oder ein Designelement bei einem Desktop gut ankam, war es nur eine Frage der Zeit, bis es in ähnlicher Form oder mit eigener Note bei den anderen auftauchte. Diese Art der "gegenseitigen Inspiration" oder des "Abschreibens" – ein Phänomen, das wir übrigens auch zwischen Windows und macOS bestens kennen – war kein Verrat, sondern ein Motor für die ständige Verbesserung und das Erreichen einer hohen Qualität in der gesamten Linux-Desktop-Landschaft.

    Auch die Entstehung weiterer Desktops wie XFCE, MATE, Cinnamon oder LXDE/LXQt war keine Schwäche der Zersplitterung im eigentlichen Sinne, sondern eine Antwort auf die breite Palette an Nutzerbedürfnissen. Während KDE und GNOME oft den Weg der Innovation und Feature-Reichtums gingen, boten andere schlankere, ressourcenschonendere oder klassischere Alternativen für Nutzer mit älterer Hardware oder spezifischen Vorlieben. Diese Nischenbesetzung sicherte das Überleben und die Weiterentwicklung des Linux-Desktops in einer Zeit, in der ein "Einheits-Desktop" möglicherweise nicht alle Bedürfnisse hätte abdecken können und viele Nutzer verloren gegangen wären.

    Die sogenannte "Spaltung" war also in Wahrheit eine dynamische, durch Ressourcenknappheit und das Streben nach Freiheit und Wahlfreiheit getriebene Evolution. Sie führte zu einem resilienten, vielfältigen und hoch anpassbaren Ökosystem. Statt einer Schwäche, die Marktanteile kostete, war es unter den damaligen Umständen eine notwendige Strategie, die das Überleben und die kontinuierliche Innovation des Linux-Desktops erst ermöglichte. Diese reiche Historie, die von Pioniergeist und gemeinschaftlichem Engagement geprägt ist, bildet das robuste Fundament, auf dem heutige Entwicklungen wie das verbesserte Gaming auf Linux aufbauen können, um vielleicht doch noch den Sprung zu größeren Marktanteilen zu schaffen.

    (Autoren: Ich und die KI)

  • Vielfalt vs. Ressourcenaufsplittung. Ob Linux heute ein besseres Linux wäre, wenn es nur einen Desktop oder eine Distro geben würde? Man mag es bezweifeln, aber wissen werden wir es wohl nie. Aber sehr wahrscheinlich wäre Linux dann nichts anderes als ein weiteres Windows. :/

    Ubuntu (Gnome) - LMDE (Cinnamon) - Debian (Gnome) - Lubuntu (LXQt) - MX Linux (KDE Pl.) - RaspPi OS (Gnome)

  • Vielfalt vs. Ressourcenaufsplittung. Ob Linux heute ein besseres Linux wäre, wenn es nur einen Desktop oder eine Distro geben würde? Man mag es bezweifeln, aber wissen werden wir es wohl nie. Aber sehr wahrscheinlich wäre Linux dann nichts anderes als ein weiteres Windows. :/

    Guter Kommentar! Ich bin bzw. war (aktuell nicht) Debian/Ubuntu Nutzer. Durch den Wechsel auf Manjaro und Fedora (Desktop Env. mal ausgenommen) konnte ich aus eigener Erfahrung mehr über die Pro&Contra's dieser Distros lernen. Fazit für mich: Linux und seine Vielfalt ist für mich auch ein klarer Gewinn! Der Prozess zum Ziel ist manchmal etwas steinig, doch Diversität erweitert den eigenen Blickwinkel und Horizont.

  • Der Prozess zum Ziel ist manchmal etwas steinig, doch Diversität erweitert den eigenen Blickwinkel und Horizont.

    Für mich beispielsweise, dass Linux im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen auch noch immer wie ein solches wirkt und nicht wie in Produkt.

    I use Arch btw! ;)

  • Für RedHat, Canonical oder Suse sind es schon irgendwie Produkte. Kann man jetzt sehen wie man will.

    Bei "Produkt" muss ich eher an Dinge wie Accountzwang oder (Eigen)Werbung in der gewöhnlichen Nutzung denken., so als ob das Betriebssystem nur ein Vehikel für das eigentliche Geschäft ist. Mit dem Produkt "Support" hab ich da weniger Probleme, denn es schränkt das System weder ein noch versucht es eigentlich etwas anderes zu bieten. Wobei Canonicals Amazon-Lens da schon etwas in diese Richtung ging.

    I use Arch btw! ;)

  • Vielleicht hab ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Mir geht es nicht darum, ob das System auch käuflich erworben werden kann. Mir geht darum, ob das System sich auch wie ein solches verhält, also mir eine Grundlage bietet, möglichst ungezwungen und flexibel meine Pläne umzusetzen. Eben das, was ein System leistet. Und das bietet Linux in der Regel, unabhängig davon, ob eine Community-Version genutzt wird oder eine Enterprise Version, mit der auch langfristiger Support und Service gekauft wird.

    Bei Windows hab ich hingegen immer mehr das Gefühl, das Betriebssystem verkommt langsam zum Verkaufssystem für der Clouddienste. Neben dem Druck, bei der Installation online ein Windows-Konto anzulegen will auch Edge immer wieder das Browsen übernehmen und Office 365 bietet an allen Ecken und Enden seinen Dienst an. Mittlerweile ist auch Copilot mit in den "Angeboten". Auf mich wirkt Windows zunehmend nach Produktplattform und weniger nach Betriebssystem, dass einfach nur die Nutzbarkeit des Rechners gewährleisten soll.

    Ich hab nicht angezweifelt, dass es auch Produkte mit Linux gibt, sondern habe lediglich betrachtet, wie die Systeme auf mich wirken.

    I use Arch btw! ;)

  • Bei Windows hab ich hingegen immer mehr das Gefühl, das Betriebssystem verkommt langsam zum Verkaufssystem für der Clouddienste. Neben dem Druck, bei der Installation online ein Windows-Konto anzulegen will auch Edge immer wieder das Browsen übernehmen und Office 365 bietet an allen Ecken und Enden seinen Dienst an. Mittlerweile ist auch Copilot mit in den "Angeboten". Auf mich wirkt Windows zunehmend nach Produktplattform und weniger nach Betriebssystem, dass einfach nur die Nutzbarkeit des Rechners gewährleisten soll.

    Das ist ja nicht nur ein gefühl sondern die offizielle Strategie. "Software as Service" halt mit der Heimatplattform Windows. Am Ende ist das halt nachvollziehbares Business. Weil man somit regelmässiges Einkommen von Kunden generieren kann.

    Adobe hat den Weg mit Software-Abos geebnet und viele weitere sind gefolgt - und aus einer reiner Entwickler Perspektive kann ich das Modell komplett nachvollziehen.

  • Produktplattform

    Wohl eher schon eine Werbeplattform.

    und aus einer reiner Entwickler Perspektive kann ich das Modell komplett nachvollziehen.

    Grundsätzlich ja, wollen ja schließlich Geld verdienen. Aber das Ganze ginge doch sicher auch etwas mehr kundenorientiert / kundenfreundlich. Auch wenn MS dann die eine oder andere Milliarde weniger verdienen würde, würden sie immer noch mehr als gut verdienen. Aber wenn nicht mehr der Kunde, sondern nur noch das Geld im Mittelpunkt eines Produktes steht ... finde ich nicht gut.
    Ich denke, dieser Wechsel wurde in vielen Tech-Firmen vollzogen, als die Führung von visionären Tekkis an rein Geld orientierte Wirtschaftler übergeben wurde. ;(

    Ubuntu (Gnome) - LMDE (Cinnamon) - Debian (Gnome) - Lubuntu (LXQt) - MX Linux (KDE Pl.) - RaspPi OS (Gnome)

  • Eine Milliarde mehr oder weniger würdest du nicht gutheissen, wenn du Aktionär von Micrososft bist. Unternehmen müssen nun mal Geld verdienen und zwar so viel wie möglich - Aktionäre sind keine Wohltäter sondern wollen Dividende.

  • Das ist ja nicht nur ein gefühl sondern die offizielle Strategie. "Software as Service" halt mit der Heimatplattform Windows. Am Ende ist das halt nachvollziehbares Business. Weil man somit regelmässiges Einkommen von Kunden generieren kann.

    Ich gestehe Microsoft durchaus zu, Geld zu verdienen. Ich würde allerdings ein ehrlicheres Geschäftsmodell vorziehen. Microsoft darf gerne Windows gerne ebenfalls als SaaS vermarkten. Dann natürlich mit allen fragwürdigen Verbindungen und Werbung als Opt-In. Momentan ist es ja eher so, dass Microsoft seine "Vertriebsplattform" zum "anfixen" als Geschenk verteilt. Gleiches gilt für die Google-Dienste bei Android.

    I use Arch btw! ;)

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